Dies Volk naht mir mit seinem Munde und ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir.
Jesaja 29,13
Jesus sprach: Wer Gottes Willen tut, der ist mein Bruder und meine Schwester und meine Mutter.
Markus 3,35
Ein einfaches Lippenbekenntnis reicht nicht aus. Es muss schon etwas mehr dahinterstehen. Jesaja hat es nicht leicht mit dem Volk Israel. Immer wieder muss er feststellen, dass seine Mitmenschen das eine sagen und das andere tun.
Seine Furcht vor mir erschöpft sich in auswendig gelernten Sprüchen. So steht es in der Übersetzung „Neues Leben“…
Was haben wir von auswendig gelernten Sprüchen? Es ist dann wie in der Schule – kurz vor einer großen Mathearbeit wird gepaukt und alles auswendig gelernt…und später ist alles wieder wie weggeblasen, keine Erinnerung mehr, kein Zusammenhang wurde verstanden, nichts Anwendbares mehr da.
Genauso geht es dem Volk Israel: sie haben die alten Verse im Kopf, die überliefert wurden von den Vätern. Sie können das Gesetz hersagen, aber sie verstehen nicht, was es heißt. Sie können es nicht anwenden auf ihr eigenes Leben. Sie sehen nicht, was das alles mit ihrem eigenen Leben zu tun hat. Und vor allem sehen sie nicht, dass alles von Gott kommt. Sie übersehen es einfach.
Nur noch mechanische Rituale werden zelebriert, doch keiner weiß mehr, wieso. Es kommt dann so wie es im Amosbuch steht: Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Versammlungen nicht riechen. Und wenn ihr mir auch Brandopfer und Speisopfer opfert, so habe ich kein Gefallen daran und mag auch eure fetten Dankopfer nicht ansehen. Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder; denn ich mag dein Harfenspiel nicht hören!
So wie das Volk den Gottesdienst begeht, so ganz ohne inneres Dabeisein, so wird dieser Gottesdienst von Gott abgelehnt. Harte Worte.
Und harte Worte sind es auch, die Jesus spricht. Im Beisein seiner Mutter. Es muss ihr unglaublich wehgetan haben. Schließlich hatte sie ihn zur Welt gebracht und die ersten Jahre für ihn gesorgt. Doch es ist keine Undankbarkeit Jesu seiner Mutter gegenüber. Es ist vielmehr die Einladung an alle, zu seiner Familie zu gehören. Alle, die Gottes Willen tun, alle, die nicht nur leere Worte reden, alle, die sich zu ihm bekennen, alle die gehören zu seiner Familie. Auch seine Mutter.
Wir beten: Herr, wir danken dir, dass du uns befähigst, hinter dem zu stehen was wir sagen. Bewahre uns vor leeren Lippenbekenntnissen. Sei und bleibe bei uns. Wir danken dir für die Tage, die hinter uns liegen. Wir danken dir für alles, was wir schaffen durften. Und wir bitten dich um deinen Segen weiterhin. Amen.