Ephraim und Manasse, die Söhne Josefs
Josef hatte in Ägypten zwei Söhne, Manasse und Efraim. Die Mutter der beiden hieß Asenat, eine Ägypterin, deren Vater Potifera dort ein Priester war. Mit der Geschichte der beiden möchte ich meine Zeitreise für diese Woche beenden.
Ephraim erhält – wie viele Namen – in der Bibel eine Deutung: „Denn Gott hat mich wachsen lassen im Land meines Elends“, soll Josef bei dessen Geburt gesagt haben. Ephraim bedeutet – aus dem Hebräischen – wörtlich etwa „doppelt fruchtbar“.
Die Bedeutung des Namens Manasse dagegen ist überraschend – er heißt nämlich Manásse = „der vergessen macht“. Wen oder was wollte Josef wohl bei der Namensgebung vergessen?
Ich lese den Text aus der Bibel, wie er in der Übersetzung Neues Leben. Die Bibel steht.
Einige Zeit später wurde Josef berichtet, dass sein Vater krank sei. Josef nahm seine beiden Söhne Manasse und Ephraim mit.
Als Jakob mitgeteilt wurde, dass Josef gekommen war, nahm er all seine Kraft zusammen und setzte sich in seinem Bett auf.
Jakob sagte zu Josef: „Gott der Allmächtige ist mir in Lus in Kanaan erschienen und hat mich gesegnet.
Er sagte zu mir: ,Ich werde dir viele Nachkommen schenken. Von dir sollen viele Völker abstammen. Ich werde deinen Nachkommen dieses Land für immer zum Besitz geben.‘
Heute nehme ich deine beiden Söhne, Ephraim und Manasse, die dir vor meiner Ankunft hier in Ägypten geboren wurden, als meine eigenen Söhne an. Sie sollen Ruben und Simeon gleichgestellt sein. Die Kinder aber, die dir nach ihnen geboren wurden, sind deine eigenen. Das Land, das sie erben werden, wird innerhalb der Gebiete von Ephraim und Manasse liegen.
Als ich aus Mesopotamien zurückkehrte, starb Rahel in Kanaan in der Nähe von Efrata. Ich habe sie dort an der Straße nach Efrata, dem heutigen Bethlehem, begraben.“
Dann bemerkte Jakob die beiden Söhne Josefs. „Wer sind sie?“, fragte er.
„Das sind meine Söhne, die Gott mir hier in Ägypten geschenkt hat“, antwortete Josef. Und Jakob sagte: „Bring sie zu mir, ich will sie segnen.“
Jakob war aufgrund seines Alters blind geworden und konnte nichts mehr sehen. Deshalb brachte Josef Ephraim und Manasse zu ihm und Jakob küsste und umarmte sie.
Dann sagte Jakob zu Josef: „Ich hätte nie gedacht, dass ich dich noch einmal sehen würde. Und nun hat Gott mich sogar noch deine Kinder sehen lassen!“
Josef nahm die jungen Männer von den Knien ihres Großvaters und verneigte sich tief vor ihm.
Dann nahm er Ephraim an seine rechte Hand und Manasse an seine linke und stellte sich vor Jakob, sodass sie direkt vor ihrem Großvater standen.
Jakob aber kreuzte seine Arme und legte seine rechte Hand auf Ephraims Kopf – obwohl er der Jüngere war – und seine linke auf den Kopf von Manasse, dem Erstgeborenen.
Dann segnete er Josef und sagte: „Der Gott, dem mein Großvater Abraham und mein Vater Isaak dienten, der Gott, der mich mein ganzes Leben lang geführt und versorgt hat,
und der Gott, der mich von allem Unglück erlöst hat, – er segne diese jungen Männer. In ihnen soll mein Name und der Name meiner Väter fortleben und sie sollen zu einem großen Volk werden.“
Doch Josef gefiel es nicht, dass sein Vater seine rechte Hand auf Ephraims Kopf gelegt hatte. Er nahm die rechte Hand seines Vaters und wollte sie von Ephraims Kopf auf Manasses Kopf legen.
„Nein Vater“, sagte er, „er ist der Ältere. Leg deine rechte Hand auf seinen Kopf.“
Doch sein Vater weigerte sich. „Ich weiß es, mein Sohn“, sagte er. „Auch von Manasse wird ein großes Volk abstammen, aber sein jüngerer Bruder wird noch größer werden. Von ihm werden viele Völker abstammen!“
Jakob segnete Ephraim und Manasse an jenem Tag mit folgendem Segen: „Mit euren Namen werden die Israeliten einander segnen. Sie werden sagen: ,Gott mache dich wie Ephraim und Manasse.‘“
So setzte Jakob Ephraim über Manasse.
Dann sagte Jakob zu Josef: „Ich liege im Sterben, aber Gott wird mit euch sein und euch wieder nach Kanaan, in das Land eurer Vorfahren, bringen.“
Ja, wieder einmal stellte jemand die ursprünglichen Gesetze auf den Kopf. Wieder einmal war der Jüngere vor dem Älteren dran. Man könnte fast an ein Familienschicksal glauben. Doch diesmal ist kein Betrug im Spiel wie bei Jakob und Esau.
Diesmal ist es eine Weissagung, die sich im Sinne der christlichen Deutung später erfüllt hat. Allerdings wendete Jakob auch hier einen Trick an – als er die zwei Söhne Josephs segnete, kreuzte er seine Hände, damit Ephraim, der jüngere Sohn, den größeren Segen erhielt.
Nach dieser Deutung, von der ich soeben sprach, wurde Ephraim als Vorläufer des jüngeren, von Gott gegenüber dem Judentum bevorzugten Christentum gesehen. Und es ist auch im Sprachgebrauch so, dass der Jüngere vor dem Älteren genannt wird – niemand sagt Manasse und Ephraim. Genau wie bei Jakob und Esau, da kommt auch der Jüngere vor dem Älteren.
Der Name Ephraim und Manasse, so wie es Jakob prophezeit hatte, wurde später Synonym für ein Siedlungsgebiet der Hebräer in Kanaan, das von den Angehörigen des von Ephraim begründeten Volksstammes bevölkert wurde. Die Zwölf Stämme Israels erscheinen biblisch als Nachkommen der zwölf Söhne Jakob-Israels.
Nachdem Jakob kurz vor seinem Tod die beiden Söhne von Josef und Asenat, Ephraim und Manasse, die vor seiner Ankunft in Ägypten geboren waren, als seine Nachkommen adoptiert hatte, wurde der Stamm Joseph in zwei Teile geteilt.
Israel besteht nach dieser Teilung also rechnerisch aus 13 Stämmen, von denen zwölf ein eigenes Siedlungsgebiet in Kanaan erhielten, während die Nachkommen Levis, die Leviten, als die Priesterschaft des Volkes Israel landlos blieben.
Vom weiteren Schicksal der beiden Söhne Josefs ist nichts bekannt. Vermutlich lebten sie in Ägypten bis zu ihrem Tod und wurden dort begraben. Im Gegensatz dazu wurden die Gebeine ihres Vaters beim Auszug aus Ägypten die ganzen 40 Jahre mitgeführt.
Ja, hier endet die Familiengeschichte. Ich hoffe, es ist euch nicht langweilig dabei geworden. Und eins muss ich noch loswerden – ich habe manches erst in der Vorbereitung erfahren.
Man lernt halt immer dazu, so wie Abraham und Sara, Isaak und Rebekka, Jakob und Esau, Lea und Rahel, Josef und seine Brüder auch lernen mussten. Manchmal unter Schmerzen, aber immer unter Gottes Segen. Und manche haben gelernt, dass Brückenbauen besser ist als Gräben zu ziehen.
Wir singen das Lied 570 aus dem EmK-Gesangbuch „Herr, gib mir Mut zum Brückenbauen“
Lasst uns beten:
Danke, Vater, dass du deine Hände über uns hältst, so wie du sie über dieser großen Familie gehalten hast über mehrere Generationen. Danke, dass wir lernen dürfen, Brücken zu bauen statt Gräben zu ziehen. Vergib uns, wenn wir das immer wieder vergessen. Sei und bleibe nun mit einem jeden von uns, wenn wir nach dieser Woche wieder zurückkehren in unseren Alltag. Amen.
Zum Segen erheben wir uns.
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. Amen.