Rebekka – die unglückliche Liebesgeschichte

Quelle: https://wol.jw.org/fr/wol/d/r30/lp-f/1101978069

Rebekka, die unglückliche Liebesgeschichte

Für die Ausarbeitung dieser Andacht habe ich die Zeitschrift „für heute“ mit genutzt.

Wann war sie eigentlich das letzte Mal so richtig glücklich gewesen, fragte sich Rebekka. Sie saß in der Abenddämmerung vor ihrem Zelt und schaute in den Sonnenuntergang. War es damals, als der Brautwerber kam? War es, als sie in Isaaks Zelt einzog als seine Frau? Oder war es erst, als sie nach langer Zeit Mutterfreuden erleben durfte?

Ihre Geschichte steht im 1. Buch Mose ab Kapitel 24 und ist relativ schnell erzählt. Sie war die Tochter eines reichen Herdenbesitzers aus Mesopotamien, der alten Heimat Abrahams. Für seinen Sohn Isaak suchte der hochbetagte Vater eine Frau, die nicht zu den Einheimischen gehört. Nicht zu den Kanaanitern, die fremde, andere Götter und Göttinnen, verehrten.

So schickte Abraham seinen Grundstücksverwalter und Vertrauten weit über Wüsten und Ländereien bis nach Syrien zurück in die alte Heimat, zur Abrahamssippe. Vor den Toren der Stadt wartete Elieser, der redliche Freund und Brautwerber, auf die jungen Mädchen, die als Hirtinnen die Tiere zur Tränke führten.

„Ach Herr, du Gott meines Herrn Abraham“, betet er dort, „du bist immer gut zu Abraham gewesen, erfülle auch diesmal den Wunsch meines Herrn, und lass meinen Plan gelingen. Ich stehe hier am Brunnen, und ich werde eines von den Mädchen fragen, ob sie mir zu trinken gibt. Wenn sie dann antwortet: Natürlich, trink nur; ich will auch deinen Kamelen Wasser geben!, dann bin ich überzeugt, dass sie es ist, die du für Isaak ausgesucht hast!“

Das erste junge Mädchen, das hinkommt, ist Rebekka, Nichte des Abraham. Großzügig lässt sie den Fremdling aus ihrem frisch gefüllten Krug trinken und bietet von selbst an, auch die Kamele der Karawane zu tränken.

Elieser wird ins Haus eingeladen und bringt seinen Antrag vor; dank der glücklichen Begegnung am Brunnen wird die Ehe als von Gott gewollt vereinbart, ohne dass die Eheleute, Rebekka und Isaak, sich gesehen hätten.

Die Familien schließen den Vertrag, die reichen Brautgaben aus Gold werden übergeben, die Vermögensverhältnisse besprochen. Rebekka wird also aus ihrem Vaterhaus herausgeholt, von einem wildfremden Brautwerber, um einen jungen Verwandten zu heiraten, den sie noch nie zuvor gesehen hat. Und sie wird gefragt, ob sie die Frau dieses Fremden werden möchte. Ohne zu zögern sagt sie ja.

Sicher, sie könnte sich auch nicht dagegen entscheiden, aber es ist interessant zu sehen, wie sie den Spieß einfach umdreht und diese Hochzeit zu ihrer Sache macht. Schließlich handelt es sich um einen reichen Erben, der ihr da angetragen wird. Isaak, der Sohn des reichen Nomaden Abraham.

Und als der junge Mann sie sieht, verliebt er sich sofort in diese schöne junge Frau, sie heiraten. Doch die Ehe bleibt lange Zeit kinderlos. Wem fällt da nicht die Parallele zum Vater Abraham ein – auch Abraham und Sara mussten viele Jahre auf die Erfüllung ihres größten Wunsches warten. So auch Isaak und Rebekka. Doch bei ihnen dauerte die Wartezeit „nur“ 20 Jahre.

Schließlich ist Rebekka also schwanger geworden. Die Schwangerschaft muss sie allerdings an den Rand einer psychischen Depression gebracht haben. Sie bittet Gott um Rat und hört von den zwei Völkern, die in ihrem Leib miteinander kämpfen.

Rebekka hat von Gott gehört: „Zwei Völker sind in deinem Leibe, und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“ Das ist natürlich auch wenig geeignet, um das Herz einer ambitionierten Mutter auf gelassene Gleichbehandlung ihrer Kinder zu stimmen.

Mit dieser Prophezeiung im Rücken und ihrer Vorliebe für den eher zart gebauten häuslichen und charmanten Jakob ist bei Rebekka ein Uhrwerk angesprungen. Die Prophezeiung soll sich erfüllen. Und sie, Rebekka, wird dafür sorgen – auch wenn die realen Bedingungen dem absolut entgegenstehen.

Sie hilft ihrem Lieblingssohn ihren Mann zu betrügen – wir werden heute abend die Einzelheiten erfahren.

Und dann – als der Betrug aufgeflogen war – drehte sie es vor Isaak so hin, als sollte Jakob sich eine Frau bei ihrem Bruder Laban suchen – genauso, wie Isaak es selbst einst getan hat. Bloß keine Hetiterin!

Und damit ist Rebekkas Geschichte in der Bibel zu Ende. Sie hat ihrem Zweitgeborenen trickreich auf den Weg geholfen, aber der Preis ist, dass sie ihn verliert. Es wird von keinem Wiedersehen zwischen ihr und Jakob berichtet. Sie lebt weiter mit Isaak, bis er stirbt und wird im Erbbegräbnis beigesetzt. Vielleicht hat der gutmütige Isaak nie kapiert, wie tief seine Frau in die Betrugsgeschichte um das Erbrecht verwickelt war.

Rebekka folgte ihren Ambitionen – aber um welchen Preis? Sie musste ihren Mann betrügen, sie hat ihren Sohn verloren, den sie so liebte. Jakob machte zwar seinen Weg, aber ganz anders als gedacht.

Was hier nachdenklich stimmen kann, ist dieser Umgang mit der göttlichen Verheißung, die Rebekka als schwangere Frau erhalten hatte. War es wirklich Gottes Plan, dass sie dafür zur Betrügerin wurde?

Was wäre wohl geschehen, wenn sie allein auf Gott vertraut und nicht selbst eingegriffen hätte? Wurde sie mit ihren Ambitionen genau zu dem Werkzeug, das Gott gebraucht hat, um seinen Plan umzusetzen? Oder hat sie ihm eher dazwischen gefunkt und ihn zu Umwegen gezwungen?

Das sind hypothetische Fragen. Aber sie haben etwas damit zu tun, wie wir mit unseren eigen Zielen und Ambitionen umgehen. Vertrauen wir sie gelassen Gott an, oder versuchen wir auch manchmal, ihm ein bisschen auf die Sprünge zu helfen?

Oder stehen wir manchmal sogar in der Gefahr, unsere Ambitionen mit seinen Zielen zu verwechseln? Wie können wir Gottes Willen von unserem eigenen Ehrgeiz unterscheiden? Was ist Gott für uns: ein Erfüllungsgehilfe unserer Ziele oder derjenige, der uns die Ziele setzt?

Was auch immer jetzt unsere Antwort wäre, ich denke, ich kann zusammenfassend einfach den Spruch bringen: „Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade…“

Lasst uns singen aus dem EmK-Gesangbuch Lied Nummer 335 „Freue dich und glaube fest“

Wir beten:
Danke, Vater, dass du Pläne mit uns hast und sie über all unsere eigenes Planen durchsetzen kannst. Danke, dass du es immer gut mit uns meinst. Danke, dass deine Geduld so grenzenlos scheint. Vergib uns, wo wir versuchen unsere eigenen Pläne durchzusetzen, ohne zu fragen, wie dein Weg für uns sein soll. Schenke uns Geduld, abzuwarten, bis dein Plan für uns in Erfüllung geht. Amen.

Zum Segen stehen wir auf:

Der barmherzige und gute Gott segne dich.
Er umhülle dich mit seiner liebenden und heilenden Gegenwart.

Er sei mit dir, wenn du aufstehst und dich niederlegst.
Er sei bei dir, wenn du aus dem Haus gehst und wenn du wieder zurückkehrst.

Er sei mit dir, wenn du arbeitest.
Er lasse dein Werk gelingen.

Er sei mit dir in jeder Begegnung und öffne dir die Augen für das Geheimnis,
das dir in jedem menschlichen Antlitz aufleuchtet.

Er behüte dich auf all deinen Wegen.
Er stütze dich, wenn du schwach wirst.
Er tröste dich, wenn du dich einsam fühlst.

Er richte dich auf, wenn du gefallen bist.
Er erfülle dich mit seiner Liebe, mit seiner Güte und Milde,
und er schenke dir inneren Frieden. Amen.

Dieser Beitrag wurde unter Andachten abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.