Josef – geliebt, gehasst, verleumdet, bewahrt

‚Joseph wird von seinen Brüdern verkauft‘
Schnorr von Carolsfeld, Julius
1794-1874.
Joseph wird von seinen Brüdern ver-
kauft. 1. Mose 37,28.
Holzschnitt, spätere Kolorierung.
Aus: Die Bibel in Bildern, Leipzig
(Georg Wigand) 1860, Bl.38.
Berlin, Slg.Archiv f.Kunst & Geschichte.

Josef – geliebt, gehasst, verleumdet, bewahrt

Josef – der aus dem Alten Testament – war der heißgeliebte, heißersehnte und dann maßlos verwöhnte Sohn von Jakob und Rahel. Wir erinnern uns – Rahel und Jakob mussten viele Jahre darauf warten, dass sich ihr Wunsch nach einem Kind endlich erfüllt, während Lea wie eine Gebärmaschine eines nach dem anderen bekam.

Josef war also der elfte Sohn Jakobs. Seine Halbbrüder hießen Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issaschar und Sebulon und seine Halbschwester war Dina, die Jakob alle mit seiner ersten Frau Lea hatte, Dan und Naftali, die Jakob mit Rahels Leibmagd Bilha hatte und Gad und Asser, die Jakob mit Leas Leibmagd Silpa hatte.

Mit siebzehn Jahren hütete Jakob zusammen mit seinen Halbbrüdern als Hirte die Schafe. Er war nicht nur der Lieblingssohn seines Vaters, der von ihm bevorzugt behandelt wurde, sondern hatte auch selber Träume, die nahelegten, dass er seinen Brüdern und gar seinen Eltern überlegen sei.

Einmal träumte er, seine Garben stünden auf dem Feld, und die Garben seiner Brüder und seines Vaters verneigten sich vor ihnen. Ein andermal träumte er, selbst Sonne, Mond und Sterne würden sich vor ihm verbeugen. Das war dann selbst seinem Vater Jakob zu viel.

Aus diesem Grund war er bei den Halbbrüdern sehr unbeliebt und schließlich planten sie in Dotan, ihn zu töten. Allein der Einspruch seines Halbbruders Ruben verhinderte die Tat. Allerdings verkauften die anderen Halbbrüder ihn für 20 Silberstücke an eine zufällig vorbei kommende Karawane von Ismaelitern und gaukelten Jakob vor, dass Josef von einem wilden Tier getötet worden sei. Die Karawanenleute verkauften Josef dann in Ägypten weiter an Potifar, einen hohen Beamten des Pharao.

In der ägyptischen Sklaverei war Gott jedoch bei Josef und daher wurde er zu einem Mann, dem alles glückte. Potifar erkannte das und setzte Josef als Verwalter seines Hauses und seiner Güter ein, die so unter dem Segen Gottes gediehen.

Da Josef sehr gut aussehend war, wollte ihn die Frau des Potifar verführen, doch Josef lehnte ab aus Treue gegenüber seinem Dienstherrn und gegenüber Gott. Weil sich Josef ständig ihren Avancen widersetzte, warf sie umgekehrt Josef vor, sie verführt haben zu wollen und er wurde deshalb ins Gefängnis geworfen.

Doch auch im Gefängnis wurde Josef von Gott behütet und vom Amtmann bald zum Gefängnisaufseher ernannt. Dort deutete er auch die Träume des Mundschenks des Pharaos und des Bäckers des Pharaos. Und weil er diese richtig deutete, durfte er später die Träume des Pharaos von den sieben fetten und sieben mageren Jahren deuten.

Für diese Deutung und zur Abwendung der in den Träumen verkündeten Dürreperiode wurde Josef vom Pharao zum Verwalter von Ägypten und damit zum nach ihm zweitmächtigsten Mann im Land ernannt. Josef bekam den Titel „Zafenat-Paneach“ und bekam Asenat zur Frau. Zu diesem Zeitpunkt war er 30 Jahre alt.

Josef sammelte die Vorräte des Landes während der guten Jahre und hatte in dieser Zeit mit Asenat die Söhne Manasse und Ephraim. In den schlechten Jahren verkaufte er die Kornvorräte des Landes wieder und auch an ausländische Hungernde, denn die angekündigte siebenjährige Hungerzeit war nicht auf Ägypten beschränkt.

Als so auch seine Brüder zu ihm kamen, um Korn zu kaufen, erkannten sie ihn nicht und er gab sich nicht zu erkennen, sondern tat so als hielte er sie für Spione. Um ihm das Gegenteil zu beweisen, sollten sie den gemeinsamen Bruder Benjamin herbringen, der als einziger zuhause geblieben war.

Obwohl ihr Vater sich zunächst weigerte, den Benjamin fortziehen zu lassen, musste er wegen der andauernden Hungersnot schließlich nachgeben. Und als Juda sich anbot, sich für seinen kleinen Bruder zu verbürgen, willigte Jakob schließlich ein.

Josef behandelte seine Brüder gut, als sie abermals zu ihm kamen, um Getreide zu kaufen. Doch als sie fortzogen, versteckte er einen silbernen Becher im Gepäck des Benjamin und ließ sie deswegen zurückholen. Benjamin sollte als Strafe für seine angebliche Untat als Sklave in Ägypten bleiben.

Doch als Juda vortrat, um als Bürge die Bürde der Sklaverei für seinen jüngsten Bruder auf sich zu nehmen, gab sich Josef endlich seinen Brüdern zu erkennen. Und er sandte sie ein letztes Mal fort, um dann mit dem Vater und allen anderen zurückzukommen und bei ihm in Ägypten zu wohnen.

Josef starb im Alter von 110 Jahren in Ägypten und wurde gesalbt und dort in einem Sarg beerdigt. Doch beim Auszug aus Ägypten und während des ganzen 40 Jahre dauernden Exodus nahmen die Israeliten seine Gebeine mit sich, wie er es verlangt hatte, und begruben sie bei Sichem auf einem Stück Feld, das Jakob von den Söhnen Hamors gekauft hatte.

Ja, das ist die Geschichte des Josef – kurz erzählt, auch wenn sie einen langen Roman gefüllt hätte.

Was können wir von Josef lernen? Zunächst einmal das Sprichwort: Hochmut kommt vor dem Fall. Hätte Josef nicht seine Klappe halten sollen, statt seine hochtrabenden Träume hinauszuposaunen? Dann hätte er bei seinem Vater bleiben können, der ihn so maßlos verwöhnte.

Doch dann wäre alles Nachfolgende auch nicht passiert. Nicht der Verkauf in die Sklaverei, nicht der Erfolg bei Potifar, natürlich auch nicht der versuchte Ehebruch von dessen Frau. Und er wäre nicht ein weiteres Mal eingesperrt worden. Doch er hätte auch nicht die Träume des Bäckers und des Mundschenks deuten können, die doch letztlich dazu führten, dass er frei kam und in des Pharaos Gunst ganz nach oben stieg.

Letzten Endes wäre die Hungersnot eine echte Not geworden – wäre doch niemand da gewesen, der sie vorausschauend vorbereitet hätte. Und die Brüder Josefs samt ihm und seinem Vater wären elend zugrunde gegangen, denn es hätte ja nirgendwo etwas zu essen gegeben.

Josef hat dies alles in dem einen Satz zusammengefasst, den er schließlich zu seinen Brüdern sprach: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“

Gott selbst hatte seine Hand die ganze Zeit über Josef, und weil dieser ihm vertraute, ging alles gut aus. Gott hatte seinen Plan, und auch wenn die Menschen ihm dazwischenfunkten, ging dieser auf. Noch einmal bringe ich das Sprichwort „Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade“.

Wir singen Lied 70 aus dem EmK- Gesangbuch „Nun danket alle Gott“

Lasst uns beten:

Danke, Vater, dass du größer bist als alles, was uns bewegt und was wir sind und haben und denken. Danke, dass du alles in der Hand hast, auch wenn wir denken, es geht nicht mehr weiter. Danke, dass wir dir in allen Lagen vertrauen können. Vergib uns, wenn wir den Mut verlieren, und schenke uns, dass wir immer wieder auf deine Führung sehen. Amen.

Zum Segen erheben wir uns:

Beim ersten Licht der Sonne heute – sei gesegnet!
Wenn der lange Tag gegangen ist – sei gesegnet!
In deinem Lächeln und in deinen Tränen – sei gesegnet!
An jedem Tag deines Lebens – sei gesegnet! Amen.

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