Jakob und Esau – die Rivalität, die schon im Mutterleib begann

Quelle: https://wol.jw.org/es/wol/d/r4/lp-s/1102016023

Jakob und Esau – die Rivalität, die schon im Mutterleib begann

Bei der Ausarbeitung dieser Andacht habe ich die Zeitschrift „für heute“ teilweise genutzt.

Schon in Rebekkas Bauch rangelten die beiden darum, wer von ihnen der Erstgeborene wird. Wer würde wohl den anderen beherrschen? Rebekka hatte ja diese eindeutige Antwort von Gott bekommen, dass der jüngere über den älteren herrschen sollte.

Der Erstgeborene war der Alleinerbe. Und Esau gewann diesen ersten Zweikampf und kam als der reiche Erbe zur Welt. Jakob war nur der Zweite. Doch er hielt schon bei der Geburt die Ferse seines großen Bruders fest. Er heftete sich sozusagen von Anfang an an dessen Ferse.

Und es war Jakob, dem Rebekkas Mutterherz gehörte, von Anfang an. Esau wurde ein herumstreifender Jäger ohne tiefere geistige Bedürfnisse, behaart und stark, der Liebling seines Vaters, Jakob wurde ein sanfter Mann, in den Zelten wohnend, zu Träumen und zu Tränen neigend, ein Muttersöhnchen.

Nach damaligem Recht konnte nur einer erben, und das war der Erstgeborene. Punkt. Der ruhte sich auf diesem Recht auch gemütlich aus. Er nahm heidnische Frauen, gleich zwei, sehr zum Ärger beider Eltern, und er kümmerte sich wenig um die Geschäfte seines Vaters.

Aber schließlich wurde es dem fast blinden Isaak doch alles zu beschwerlich; er wollte die Verantwortung abgeben und bestellte beide Söhne zum Segen ein – eine Art mündliches Testament.

Jetzt kam Rebekkas große Stunde. Denn jetzt galt es, die Prophezeiung umzusetzen. Sie nahm ihren Sohn zur Seite, der sich gern von ihr beraten ließ. Sein ganzes Leben lang hatte sie ihm ja schon eingeflüstert, dass eigentlich er der Auserwählte ist. Die beiden beschlossen, den Vater zu täuschen.

Das war leicht, denn Isaak wollte erst noch mal ein leckeres Wildgericht genießen, bevor er sich aufs Altenteil setzte. Esau wurde auf die Jagd geschickt. Derweil kochte Rebekka schnell ein leckeres Gericht und band ihrem Liebling das Fell eines Böckchens um die Arme, so dass er sich rau wie sein Bruder anfühlte.

So trat Jakob bei Isaak an – und tatsächlich: Der blinde Vater ließ sich täuschen und machte Jakob zu seinem legitimen Erben.

Als Esau mit dem erlegten Wild wiederkam, war schon alles vorbei. Der aufbrausende Haudrauf schwörte blutige Rache. Es half alles nichts. Jakob musste in die Fremde fliehen.

Und dort in der Fremde fand er seine große Liebe. Liebe auf den ersten Blick. Ich werde morgen noch einmal darauf zurückkommen.

Doch dieser listige Jakob fand auch einen ebenbürtigen Gegner – seinen Schwiegervater Laban. Der Bruder seiner Mutter Rebekka war ein ebensolches Schlitzohr wie er und haute ihn übers Ohr. Zumindest vorerst.

Doch bei allem Ränkeschmieden, in allem Betrug und bei aller List blieb Jakob dem Glauben seiner Väter treu. Und der bekannte sich zu ihm, denn alles, was Jakob begann, wurde ein Erfolg. So wurde Jakob in der Fremde sehr wohlhabend – und das, wo er mit nichts begonnen hatte.

Jakob hatte es eigentlich geschafft. Er war reich, hatte eine Frau, Rahel, die ihn liebte und die er vergötterte, er hatte noch eine zweite Frau, Lea, die ihm viele Söhne geboren hatte – und doch fehlte ihm etwas.

Er wollte sich mit seinem Bruder versöhnen, den er vor vielen Jahren betrogen hatte und vor dem er fliehen musste, weil dieser ihn umbringen wollte.

Jakob der Lügner, Jakob der Betrüger, Jakob der Listige, dieser Jakob kehrte nach Hause zurück. Unterwegs begegnete ihm Gott, und trotz all seines Betruges wurde Jakob von Gott angenommen. Er erhielt wie schon sein Vater und sein Großvater die Zusage, zu einem großen Volk zu werden.

Doch diese Zusage musste er sich im wahrsten Sinne des Wortes erkämpfen. Die ganze Nacht hat er mit einem Mann gerungen, so steht es in der Bibel. Und erst am Morgen kam es zum Showdown. Die Folge war, dass Jakob von nun an auf einer Seite hinkte, weil ihn dieser Fremde dort empfindlich getroffen hatte.

Aber den Segen Gottes hatte Jakob, denn er sagte damals zu Gott: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“ Und Gott segnete ihn.

Und sein Bruder Esau? Der, den er so schändlich betrogen hatte? Der ihm das Erstgeburtsrecht für einen Teller Linsensuppe verkauft hatte? Mit Sicherheit hatte Esau das nicht ernst genommen.

Doch als dann dieser Trick mit dem erschlichenen Segen herauskam, war es zu spät. Den Segen konnte nur einer erhalten, und den hatte sich Jakob regelrecht gestohlen.

Es wird nicht viel von ihm berichtet, er muss jedoch auch sehr wohlhabend geworden sein in der Heimat. Obwohl er sich mit Frauen aus fremden Völkern eingelassen hatte, bekam auch er den Segen Gottes zu spüren – auch ohne den väterlichen Segen.

Und nun kam die Nachricht: „Ich, Jakob, Dein Bruder, bin unterwegs und will in die Heimat zurückkehren. Dein ergebener Diener Jakob lässt dir sagen: Ich bin die ganze Zeit über bei Laban gewesen und komme jetzt zurück. Ich habe reichen Besitz erworben: Rinder, Esel, Schafe und Ziegen, Sklaven und Sklavinnen. Ich lasse es dir, meinem Herrn, melden und bitte, dass du mich freundlich aufnimmst.“

Jetzt nannte Jakob selbst sich den Diener seines Bruders. Doch wird das ausreichen, die Wut, die Esau vielleicht immer noch auf ihn hatte, zu besänftigen?

Esau fackelte nicht lange. Er sattelte sein Pferd und ließ 400 Reiter ebenfalls aufsitzen. Mit dieser Truppe ritt er seinem Bruder entgegen.

Als das Jakob gemeldet wurde, sank ihm der Mut. Er verteilte seine Leute und das Vieh und die Kamele auf zwei Karawanen; denn er dachte: Wenn Esau auf die eine trifft und alles niedermetzelt, wird wenigstens die andere gerettet.

Dann betete Jakob: „Herr, du Gott meines Großvaters Abraham und meines Vaters Isaak! Du hast zu mir gesagt: Kehr in deine Heimat und zu deiner Familie zurück; ich beschütze dich und lasse es dir gut gehen. Rette mich doch jetzt vor meinem Bruder Esau! Ich habe solche Angst vor ihm.“ Auch hier vertraute er auf seinen Gott und den Gott seiner Väter.

Und Jakob stellte eine Herde zusammen aus allen möglichen Tieren, die er als Geschenk für seinen Bruder nehmen wollte.

Am nächsten Tag – Jakob selbst ging an der Spitze des Zuges und warf sich siebenmal auf die Erde, bis er zu seinem Bruder kam. Eine absolute Geste der Demut. Und jetzt geschah etwas, das er am allerwenigsten erwartet hätte. Esau nämlich lief ihm entgegen, umarmte und küsste ihn. Und beide weinten vor Freude.

Ein Happy-End, wie es im Buche steht. Und unerwartet obendrein. Die beiden Söhne Isaaks feierten im wahrsten Sinne des Wortes Ver-Söhn-ung.

Wir singen das Lied „Wie ein Fest nach langer Trauer“

Lasst uns beten:
Danke, Vater, dass du Versöhnung möglich machst. Versöhnung trotz aller Widrigkeiten, trotz aller Ängste, Versöhnung trotz Hass. Danke, das die Menschen, die du uns zeigst, auch nicht vollkommen waren, wir brauchen uns wegen unserer eigenen Unvollkommenheit nicht zu schämen. Schenke auch uns die Bereitschaft zur Versöhnung. Amen.

Zum Segen stehen wir auf:

Das Licht der Vergebung erhelle uns den Weg.
Der Baum des Friedens gebe uns den Schatten.
Die Welle der Liebe trage uns über das Meer.
Die Kraft der Verwurzelung lasse uns beweglich sein.
Gottes Segen fließe durch unsere Hände und Füße, damit wir, von Gott gesegnet, für andere ein Segen sind.
Amen

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