Zeugnis geben

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Zugegeben – ich bin nicht sehr mutig. Ich klettere auf keinen Berg, äußerst ungern auf eine Leiter, denn ich bin nicht schwindelfrei. Ich springe nicht mit dem Fallschirm ab, ich fahre nicht mit den Skiern den Berg hinunter, und in unbekannten Gewässern gehe ich nicht schwimmen. All das ist mir zu gefährlich. Es könnte ja was passieren.

Doch es gibt eine andere Art von Mut.

Ich habe eine sehr nette Kollegin, die hatte Schwierigkeiten mit ihrer Brust. Immer wieder entzündete diese sich. Der Arzt riet ihr zur Brustverkleinerung, sonst bestand die Gefahr, dass sich Brustkrebs entwickelt. Nach langem Überlegen stimmte sie zu. Sie erzählte mir davon. Das war für mich das Signal, mit der Fürbitte für sie zu beginnen. Einige Wochen später – der Termin für die Operation stand mittlerweile fest – sagte ich zu ihr: „Seit ich davon weiß, bete ich jeden Tag für dich.“ Dazu muss ich sagen, sie ist Atheistin. Und ich hatte totalen Bammel davor, zu ihr vom Gebet zu sprechen. Anders ausgedrückt: mein Herz war in die Hose gerutscht.

Und wie reagierte sie? Sie strahlte mich an und sagte: „Du bist aber eine Gute!“ Kein bisschen Spott oder Abwehr, nur blanke Freude sprach aus ihr.

Das hat mich tief beeindruckt. Wie stark manche unserer Mitmenschen auf ein gutes Wort reagieren, merken wir erst, wenn wir dieses gute Wort sagen. Zur rechten Zeit und am rechten Ort. Bei mir war es auf dem Gang zwischen zwei Zimmern, im Vorbeigehen, als wir uns „zufällig“ trafen.

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