Wortspielereien 22 – entrüsten

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„Ich bin total entrüstet!“ So sagt mancher, wenn er sich über etwas oder jemanden unglaublich aufregt, wenn er sich wegen einer Sache so richtig ereifert, wenn ihm etwas ausgesprochen gegen den Strich geht und er so richtig wütend ist.

Dieses Wort „Entrüstung“ wird zwar nicht mehr so häufig wie früher gebraucht, doch wird es immer noch verstanden. Eben in der Bedeutung wie oben angeführt.

Vor kurzem habe ich jedoch in einer Predigt eine auf den ersten Blick völlig andere Bedeutung erfahren. Entrüsten können wir die Welt, unser Land, uns selbst. Und zwar wirklich ent-rüsten.

Wenn wir alle A-, B- und C-Waffen und was es sonst noch gibt vernichten, wenn wir die konsequente Abrüstung durchführen und wirklich Waffen zu Werkzeugen umbauen, wenn wir das Wort ernstnehmen „Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen“ (Micha 4,3) – dann entrüsten wir die Welt.

Soweit das Verständnis beider Worte. Beim flüchtigen Darüberschauen und -lesen zeigen sie Gegensätze. Und doch sind beide Worte gar nicht so unterschiedlich, wenn man sie näher untersucht.

Wenn ich mich entrüste, also aufrege, dann lege ich etwas von meinem Panzer ab, den ich normalerweise um mich aufgebaut habe. Dann springt ein Teil ab, und ich mache mich verletzlich. Dann zeige ich etwas von meinem Inneren, das ich ohne die Entrüstung länger hätte verborgen halten können. Wenn ich ent-rüste, also die Waffen niederlege oder sie unschädlich mache, dann mache ich mich ebenfalls verletzlich, dann bin ich in gewisser Weise wehrlos gegenüber dem, der mir Böses will und der nicht ent-rüstet.

Und trotzdem ist es so, wie es Micha beschreibt, doch eine viel bessere Art und Weise sich zu entrüsten, oder?

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