Wortspielereien 2 – Richten

2016-02-05Wortspielereien 2 – Richten

In einem Lied von Manfred Siebald endet der Refrain „..bis du kommst und alles richten wirst!“

Ich weiß nicht, in welchem Sinne Manfred Siebald – den ich persönlich kennenlernen durfte – dieses Wort gebraucht oder an welche Bedeutung er gedacht hat, als er das Lied schrieb. Doch so wie ich ihn kenne und einschätze, denke ich, er hat etwas ganz Bestimmtes im Sinn gehabt.

Richten – das kennen wir in unserem Alltag als Urteilen, Beurteilen, Verurteilen. Ein Richter richtet den Angeklagten. Ein Henker richtet den Verurteilten hin. Kein gutes Wort, dieses Richten. Die Menschen zittern vor dem Richten und vor dem Richter, solange sie nicht selbst die Richter sind und über einen anderen zu Gericht sitzen. Dabei heißt es in der Bibel in Matthäus 7,1 Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet. Der Maßstab, den wir ansetzen, der wird auch bei uns angesetzt werden. Das ist nur Recht und billig.

Doch ich setze etwas dagegen: das Richten. Nämlich das Richten, das etwas richtet, etwas geraderückt. Auf einer Richtbank wird nicht der Angeklagte hingerichtet, sondern ein Werkstück in die richtige Richtung gebracht, gerichtet. Aus einem krummen Stab wird eine gerade Stange. Eine Situation wird entschärft, es wird eine Lösung gefunden, der Stand der Dinge ist anders als vorher.

Und nun komme ich auf das Lied Manfred Siebalds zurück. Es beschreibt die Situation unseres Lebens: Hass, Krieg, Gewalt, Armut – das alles wird so lange herrschen, bis Jesus wiederkommen und alles richten wird.

Und da wird mir klar, dass beide Bedeutungen in diesem einen Liedvers stecken: „…bis du kommst und alles richten wirst…“

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