Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es aufgeht, lasse ich’s euch hören.
Jesaja 42,9
Groß und einzigartig ist die geheimnisvolle Wahrheit unseres Glaubens: In der Welt erschienen als schwacher Mensch, im Himmel in seiner göttlichen Würde bestätigt – so wurde Christus den Engeln gezeigt und den Völkern der Erde verkündet. Überall in der Welt fand er Glauben, und im Himmel erhielt er die höchste Ehre.
1.Timotheus 3,16
Das Wörtchen „Siehe“ kommt in der Bibel sehr oft vor. Bei Luther wird über 1000mal gesagt: „Siehe“. Es ist wie ein Signal. Es wird immer in Situationen gesagt, wenn auf etwas Besonderes aufmerksam gemacht werden soll. Wie eine Fanfare, wie der Ruf „Bekanntmachung!“ oder „Alle mal herhören!“. Das wohl bekannteste „Siehe“ steht in der Weihnachtsgeschichte: „Siehe, ich verkündige ich große Freude!“ (Lukas 2,10).
Und nun dieses Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen.
Das heißt nichts anderes als: Ich habe mein Versprechen gehalten, auf mich ist Verlass. Alles, was ich euch angekündigt habe, ist eingetreten. Niemals werde ich euch belügen oder betrügen.
Diese Worte Jesajas werden in eine Zeit hinein gesprochen, in der es gar nicht so aussah, als würden sich die Verheißungen erfüllen. Jahrelange Gefangenschaft, Verbannung in Babylon, das war der Alltag der Israeliten. Und die Probleme waren hausgemacht. Jahrelang hatten Propheten wie Jesaja und Jeremia ihre Mitmenschen gewarnt und sie angefleht, zum Gott ihrer Väter zurückzukehren, von den fremden Götzen wegzugehen und den alten Glauben wieder aufleben zu lassen. Alles vergeblich. Und nach dem Motto „Wer nicht hören will, muss fühlen“ wurde das Volk Israel dann auch bestraft.
Doch inmitten der Verzweiflung, der Resignation, der Anpassung an die fremde Welt trat dann ein neuer Prophet vor das Volk und begann mit den Worten „Tröstet, tröstet mein Volk“ das Trostbuch von der Erlösung. Und er verkündet die Erlösung, als sei sie bereits geschehen.
Gott hat ja eine andere Zeitrechnung als wir. Für ihn sind auch tausend Jahre wie ein Tag und wie eine Nachtwache. Und so ist für Gott die Erlösung bereits geschehen, auch wenn es noch über 500 Jahre dauern sollte, bis der Messias erschien.
Und dieser Messias – er ist ist das Neue, das hier von Jesaja angekündigt wurde und von Paulus gepredigt wird. Der Messias wurde als schwacher Mensch geboren, aber dann im Himmel wurde seine göttliche Würde bestätigt, so schreibt es später Paulus in seinem Brief an Timotheus. Paulus schreibt von einem großen Geheimnis. Ein Geheimnis ist eigentlich etwas, das geheim bleiben soll. So verstehen wir es meistens. Hier ist das Geheimnis allerdings etwas, was wir zwar nicht verstehen, aber doch glauben dürfen. Und der Glaube, das ist dann sozusagen die Krönung, der wird dazu führen, dass wir auch schauen dürfen. Auch wenn wir mal neue Wege gehen müssen, so wie in dem Lied vorhin.
Lasst uns beten:
Danke, Vater, dass wir glauben dürfen. Danke, dass du uns zum Glauben auch das Schauen schenken willst. Danke, dass alle Geheimnisse, die du uns sagst, irgendwann aufgelöst sein werden. Wir wollen dir vertrauen, nicht nur heute, sondern immer. Amen.