Versprecher 2
Nochmals eine Geschichte, die sich bei einem unserer Krippenspiele zutrug…diesmal war es live bei der Aufführung…
Wir hatten das Worpsweder Hirtenspiel eingeübt, ein Krippenspiel, das drei Hirten zeigte, die sich über Gott und alle Welt unterhielten. Akteure waren drei Hirten unterschiedlichen Alters – ein Jugendlicher, einer im besten Alter und ein Hirte, der eigentlich schon das Rentenalter erreicht hatte, der Vater Klaas. Der belehrte die Jüngeren aus seinem reichen Schatz an Erfahrungen. Die Reden waren in Reimen gefasst. Im Hintergrund waren ab und zu Gesänge der Engel zu hören, was den Hirten schon etwas Angst einflößte.
Und dann kam es – die Verkündigung der Engel. Ich durfte den Hauptengel spielen und hatte eine relativ kurze Verkündigung zu sprechen. Doch als wir – die Engelschar – im Spiel erschienen, hatten sich die Hirten vor Schreck auf die Erde fallen zu lassen, und der Vater Klaas hatte zu rufen: „Der Himmel einbricht!“…
Der Heiligabend kam heran, es klappte auch alles relativ reibungslos, aber der Vater Klaas hatte etwas Schwierigkeiten mit seiner Rolle. Statt der vorgesehenen Worte „Der Himmel einbricht“ rief er lautstark „Der Himmel erbricht!“
Das alleine hätte schon genügt, mich aus der Fassung zu bringen – wie schon bekannt, lache ich gern und habe ein Faible für Situationskomik. Doch um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, hat mein lieber Bruder, der einen der Hirten spielte, die grandiose Idee, bei meinen Worten „Hebt auf zu mir euer Angesicht“ den Kopf zu heben und mich direkt anzuschauen – und das gab mir den Rest. Ich hatte zu tun, meine paar Verse ohne weitere Panne anzusagen, die Kerze, die ich in den Händen hielt, war drauf und dran, das Weite zu suchen, ich zitterte wie Espenlaub, und ich konnte kaum noch vor innerlichem Lachen…
Noch heute muss ich grinsen, wenn ich daran denke, und es ist schon mehr als vierzig Jahre her…