Von Wohlfühlchristen und Partnersuche
In einem Forum wurde diskutiert, ob man die Gemeinde verlassen solle, wenn man sich nicht mehr wohl darin fühlt. Viele waren der Meinung, die Threaderstellerin sollte sich etwas Neues suchen, eine Gemeinde, in der sie sich wohl fühlen könnte. Ich war die einzige, die dagegen sprach und der jungen Frau riet, in der Gemeinde zu bleiben und aktiv dort mitzuarbeiten. Vielleicht, so schrieb ich, ist gerade sie an diesen Platz gestellt worden, um etwas zu bewirken. Ihre Antwort war ziemlich negativ und hoffnungslos, dass sich je etwas ändern würde. Sie war offensichtlich schon entschlossen, ihrer Gemeinde den Rücken zu kehren.
Das Forum, in dem das Thema zur Sprache kam, ist ein christliches Single-Forum. Also eine Plattform, auf der sich durchaus auch Paare finden können. Eigentlich ist dieses Forum hauptsächlich dafür gedacht, dass zueinander passende Partner die Möglichkeit haben sich kennen zu lernen.
Mir drängt sich allerdings jetzt eine Frage auf: Wenn ich bei Schwierigkeiten, weil es in meinem Alter niemanden in meiner Gemeinde gibt, weil Meinungen vertreten werden, die meinen nicht entsprechen – wenn ich also in solchen Situationen meine Gemeinde verlasse und mir etwas anderes suche, bin ich dann nicht ein richtiger Wohlfühl-Christ? Wenn ich mich unbedingt wohl fühlen muss, bezieht das dann mein übriges Leben nicht auch mit ein?
Und wenn ich in einer Partnerschaft lebe, kann ich dann davon ausgehen, dass ich mich da immer wohl fühlen werde? Was ist, wenn ich mich in meiner Partnerschaft nicht mehr wohl fühle, weil es Schwierigkeiten gibt, weil wir unterschiedlicher Meinung sind und womöglich keiner die Meinung des anderen anerkennen will? Mache ich es dann genauso wie mit meiner Gemeinde, die ich verlassen habe, weil ich mich nicht mehr wohl fühlte? Verlasse ich dann meinen Partner und suche mir einen neuen, einen, bei dem ich wieder dieses Wohlgefühl verspüre?
Ich sehe eine große Gefahr darin, dass wir uns zu sehr darauf versteifen, ein gutes Gefühl zu haben. Ich glaube, dass vieles nicht zustande gekommen wäre, hätten sich die Menschen immer nur dort aufgehalten und nur dort gewirkt, wo sie sich wohl fühlten.