Unser tägliches Brot gib uns heute
„Unser tägliches Brot gib uns heute…“
„Damit solltest du dich etwas zurückhalten. Du hast Übergewicht.“
„Sag mal… was soll denn das jetzt? Ich tue meine christliche Pflicht und plötzlich schneist du rein und hältst mir all meine Schwächen vor…!“
„Gebet ist nicht ganz ungefährlich – du könntest bekommen, worum du bittest! Vergiss nicht – DU hast mich angesprochen! Und hier bin ich! Jetzt kannst du nicht einfach so damit aufhören!“
Ist die Bitte um das tägliche Brot nicht eigentlich ein Hohn angesichts der voll gedeckten Tische, die wir täglich mehrmals vor uns haben? Ist es nicht ein Hohn angesichts der Tatsache, dass Millionen von Menschen am ganzen Tag nur ein paar Reiskörner oder einen harten Kanten Brot oder manchmal nicht einmal das haben? Wir jammern gern und oft auf hohem Niveau, das wollen wir doch mal zugeben, wenn wir ehrlich sind.
Für so viele, viel zu viele Menschen ist diese Bitte um das tägliche Brot wörtlich zu nehmen.
Doch was nützt es, wenn ich auf etwas Luxus verzichte? Deshalb wird das Kind am anderen Ende der Erde doch nicht satt. Doch ich kann eines: ich kann die Verantwortlichen auffordern, eine gerechte Verteilung der Güter durchzuführen, ich kann meine Stimme erheben zugunsten der Armen und Hungernden, und ich kann beispielsweise durch eine Patenschaft einem Kind eine gesicherte Zukunft ermöglichen.
„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern“, heißt es in einem Lied aus Afrika. Und das gilt auch für das tägliche Brot.
Doch das tägliche Brot umfasst noch mehr. Es geht nicht nur um Essen und Trinken, auch emotionale Bedürfnisse sollen gestillt werden, sonst verkümmert nicht der Leib, sondern die Seele, und das ist genauso schlimm, ja eher noch schlimmer, als wenn der Körper leidet.
Ich will in Zukunft bewusster diese Bitte um das tägliche Brot sprechen.