Dein Reich komme, dein Wille geschehe

SAMSUNG CAMERA PICTURESDein Reich komme

„Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden…“

„Meinst du das wirklich?“

„Klar, wieso nicht?“

„Und was tust du dafür?“

„Tun? Wieso? Nichts, glaub ich. Ich mein, es wär schon klasse, über alles hier auf Erden die Kontrolle zu haben, so wie du sie da oben hast. Weißt du, hier unten ist es ziemlich chaotisch.“

„Ja, ich weiß. Also – was tust du dafür?“

„Nun… ich… ich geh zur Kirche…“

„Das ist nicht das, was ich dich gefragt habe. Was ist mit deinem aufbrausenden Temperament? Da hast du wirklich ein kleines Problem, nicht wahr? Und dann die Art, wie du mit Geld umgehst… Du wirfst es regelrecht mit beiden Händen zum Fenster raus! Und was ist mit all diesen Zeitschriften, die du da liest?“

„Nun mach aber mal ’nen Punkt… Hack doch nicht die ganze Zeit auf mir herum! Ich bin doch nicht schlechter als andere auch!“

„Entschuldigung… ich dachte, du betest darum, dass mein Wille geschehe. Wenn das wirklich passieren soll, dann fängt es bei demjenigen an, der darum bittet. Bei dir zum Beispiel…“

„Okay, ich hab verstanden… Ich hab da wohl tatsächlich einige Schwächen… Jetzt, wo du das sagst, fallen mir auch noch ein paar andere ein…“

„Mir auch…“

„Ich hab bis jetzt noch nie weiter darüber nachgedacht. Ich würd wirklich gern einige davon loswerden… von ihnen befreit sein…“

„Sehr gut! Jetzt kommen wir tatsächlich voran! Lass uns zusammen daran arbeiten, du und ich. Ich bin stolz auf dich!“

„Okay, Herr. Aber wenn’s dir nichts ausmacht, würd ich jetzt gern hier weitermachen. Diesmal dauert es so viel länger als sonst.“

Jesus hat uns vorgelebt, was es heißt „Dein Wille geschehe“: kurz vor seiner Gefangennahme hat er zu seinem Vater gebetet, der Kelch des Leidens solle doch an ihm vorübergehen. Doch dann hat er aus tiefstem Herzen gesagt: „Doch nicht mein, sondern DEIN Wille geschehe!“

Heißt das jetzt, wir haben keinen freien Willen mehr, sondern müssen uns immer unterordnen unter eine Macht, die mit uns machen kann, was sie will?

Nein, so ist es nicht. Wir Menschen haben immer noch unseren freien Willen und dürfen uns entscheiden, Ja oder Nein zu sagen. Doch wir wissen auch, dass unsere Entscheidung Konsequenzen hat. Es geht ja darum, dass wir ein bisschen Vertrauen haben sollen, dass Gott uns in unseren Entscheidungen helfen kann. Natürlich nur, wenn wir ihn lassen.

Drewermann hat dazu in einem Interview eine Anekdote erzählt, die möchte ich hier zum Besten geben:

Ein Rabbi fragt seine Schüler: „Ihr kommt am unbewachten Laden eines Goldschmieds vorbei. Was tut ihr?“ Sagt der erste Schüler: „Ich stopfe mir die Taschen voll.“ Erwidert der Rabbi: „Du bist ein Lump.“ Sagt der zweite Schüler: „Ich halte mir die Augen zu und gehe vorbei.“ Erwidert der Rabbi: „Du bist ein Idiot.“ Sagt der dritte verzweifelt: „Wie soll ich das wissen? Gott stehe mir bei!“ Und der Rabbi lobt ihn vor den anderen.

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