Suchet das Gute und nicht das Böse, auf dass ihr leben könnt.
Amos 5,14
Noch einmal lassen wir Amos zu Wort kommen. Korruption, Geldgier, Habsucht, Götzenanbetung und alles was in ihrem Gefolge an Sünden kommt, waren zu seiner Zeit gang und gäbe. Zwar ging man in den Tempel, aber man glaubte nicht mehr. Die Gebete waren ein Heruntersagen auswendig gelernter Texte. Gott war fern, fern von dem Denken und Tun der Menschen. Genauso fern wie er dem Denken und Tun mancher Menschen unserer Zeit ist.
Wo Gott drauf steht, ist nicht unbedingt Gott drin. Das war die Botschaft des Amos an seine Zeitgenossen. Und wo Gott nicht ist, da ist auch das Leben nicht. Wo das Böse regiert, da können keine guten Früchte entstehen. „Ein morscher Baum trägt keine guten Früchte“ hat schon Juliane Werding gesungen.
Amos bittet, er beschwört seine Mitmenschen, das Böse zu lassen und das Gute zu suchen. Wo das Gute ist, da ist das Leben. Wo das Gute regiert, da können gute Früchte reifen. Wo das Gute regiert, da ist Gott.
Erreicht uns die Botschaft des Amos heute noch? Wenn ich mich umsehe und umhöre, dann kann mir angst und bange werden. Gewalt herrscht überall. Da werden Autos angezündet – aus welchem Grund auch immer. Da werden Menschen zusammengeschlagen und halbtot liegen gelassen, einfach aus Spaß am Zuschlagen. Da werden Sicherheitsvorkehrungen außer acht gelassen und es geschehen schwere Unfälle, alles aus Sparsamkeitsgründen. Der Mensch steht schon lange nicht mehr im Mittelpunkt des Lebens, er ist auf ein Abstellgleis gestellt. Wichtig sind nur noch Profit und Macht.
Die Aufforderung des Amos ist aktueller als je zuvor. „Suchet das Gute und nicht das Böse!“, ruft er auch uns zu. Wenn wir das beherzigen, dann werden wir auch leben. Und die anderen leben lassen.