Seid untereinander freundlich

SAMSUNG CAMERA PICTURESSeid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus. Epheser 4,32

Dieser Spruch wird oft als Trauspruch verwendet…

Unseren Mitmenschen zu vergeben, wie Gott uns vergeben hat, ist in unserem Bibelwort eine Bitte, die Paulus an die Christen richtet. Jesus selbst erklärte in mehreren Predigten unsere Vergebungsbereitschaft zur Bedingung dafür, dass wir überhaupt die göttliche Vergebung erfahren

Z. B. Matthäus 6,14f Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. 15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

Oder in Matthäus 18,35 So wird auch mein himmlischer Vater an euch tun, wenn ihr einander nicht von Herzen vergebt, ein jeder seinem Bruder. (Aus dem Gleichnis vom Schalksknecht)

Auch in Markus 11, 25-26 Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.

Sogar im „Mustergebet“, auch „Vaterunser“ genannt, spricht er deutlich darüber. Der Bitte „und vergib uns unsere Schuld“ folgt der Satz „wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ (Matthäus 6,12). Im Grundtext steht sogar „wie auch wir vergeben haben“ (so auch GNB und Bruns).

Ob das jedem Christen klar ist, der das Vaterunser betet? Ob wörtlich oder sinngemäß spielt hier keine Rolle. Im norwegischen Rundfunk erlebten die Hörer der Morgenandachten vor etlichen Monaten eine peinliche Panne: Drei Tage hintereinander wurde das Vaterunser ohne den Satz „wie auch wir vergeben unsern Schuldigern“ ausgestrahlt – und keiner merkte den Lapsus! „Was wir hörten, klang halt irgendwie richtig“, war die allgemeine Reaktion.

So ein Fehler kann passieren, aber unverzeihlich wird es dann, wenn wir das unterlassen, was mit der Bitte um Vergebung verknüpft ist: auch dem Nächsten zu vergeben. Unverzeihlich bedeutet: Viele Christen werden eines Tages vor einer geschlossenen Himmelstür stehen, weil es im Reich Gottes keinen Platz für unversöhnliche Menschen gibt.

Ich möchte aber nicht draußen stehen bleiben – dabei habe ich ganz große Schwierigkeiten mit der Vergebung…ich bin ein nachtragender Mensch. Und dabei hab ich auch schon oft festgestellt, dass ich am meisten darunter leide…derjenige, dem ich etwas nachtrage, weiß es ja oft gar nicht.

Macht mal mit – stellt euch vor, jemand hat euch weh getan, egal ob mit Worten oder mit Taten…jetzt seid ihr wütend und ballt die Faust…ballt mal die Faust…und ihr steigert euch immer mehr in diese Wut hinein…die Fingernägel krallen sich in den Handballen…das tut weh…und jetzt lasst diese ganze Wut weg, entspannt euch…wem tue ich also was Gutes, wenn ich vergebe?

Aber das beste Mittel gegen chronische Unversöhnlichkeit und mangelnde Vergebungsbereitschaft steht indirekt in meinem Losungstext: Über die Freundlichkeit und Herzlichkeit nachdenken, mit der mir Gott selbst begegnet ist, darüber nachdenken, wie viel und wie häufig er mir bereits vergeben hat!

Einem Menschen freundlich und herzlich zu begegnen bedeutet auch, ihm Gutes, Positives zu unterstellen. Gerade weil wir in der Regel eher negative, feindliche Gefühle argwöhnen, dreht sich die Spirale der Unversöhnlichkeit immer weiter. Je freundlicher und herzlicher wir unseren Mitmenschen begegnen, desto befreiter und glücklicher werden wir uns selber fühlen. Außerdem trifft es auch hier meistens zu: „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus!“

Es ist auch immer eine Sache der Auslegung: positiv oder negativ, jede Sache kann in jede Richtung ausgelegt werden. Dieses Thema hatten wir zu Silvester 2014 bzw. bereits Neujahr 2015 in Kirchberg bei einer Freundin, wo ich eingeladen war.

Immer denken „Wofür ist es gut?“ auch wenns schwer fällt…

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