Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig! Denn auf dich traut meine Seele, und unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe.
Psalm 57,2
Habt ihr schon mal auf einem Bauernhof eine Glucke mit ihren Küken gesehen? Ich nicht. Aber ich habe mal gelesen, dass die Kücken hierhin und dahin rennen, immer wieder mal weg von ihrer Mutter, aber wenn eine Gefahr droht, rennen sie alle ganz schnell zu ihr hin und verstecken sich unter ihren Flügeln, so gut es geht.
Ist das nicht ein süßes Bild, was ich da male?
Zwei andere Psalmverse gibt es noch, die das ähnlich ausdrücken:
Psalm 17,8: Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel.
Psalm 91,1: Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.
Der Schatten der Flügel, der Schirm des Höchsten, beide schützen, vor zu viel Sonne oder vor zu viel Regen.
Und der Psalm, um den es hier geht, beginnt „als David vor Saul in die Höhle floh“.
David ist auf der Flucht vor seinem Schwiegervater Saul. Er hat 400 Leute um sich geschart, nachzulesen in 1. Samuel 22, und versteckt sich. Jetzt kommt eine Geschichte, die viele kennen. Saul hat ihn eingeholt, weiß es aber noch nicht. Und er sucht sich ausgerechnet diese Höhle aus, in der David sich versteckt. Saul muss mal. Und dann legt er sich schlafen. Jetzt wäre die Gelegenheit für David, sich seines Feindes zu entledigen. Was macht der Kerl aber? Er schneidet ihm nur den Zipfel seines Mantels ab. Und als Saul am anderen Tag weitergegangen ist, sendet er ihm diesen Zipfel und zeigt ihm damit, dass er Saul ja verschont hat. Das beeindruckt diesen so sehr, dass er erst einmal Ruhe gibt.
Vers 7 kommt mir hier in den Sinn: Sie haben meinen Schritten ein Netz gestellt und meine Seele gebeugt; sie haben vor mir eine Grube gegraben – und fallen doch selbst hinein.
Und dann kommt ein Loblied, die Verse 8 bis 12 sprudeln regelrecht über:
„Mein Herz ist bereit, Gott, mein Herz ist bereit, dass ich singe und lobe. Wach auf, meine Seele, wach auf, Psalter und Harfe, ich will das Morgenrot wecken! Herr, ich will dir danken unter den Völkern, ich will dir lobsingen unter den Leuten. Denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. Erhebe dich, Gott, über den Himmel und deine Herrlichkeit über alle Welt!“
David hat Grund zu danken, ist er doch auf wundersame Weise bewahrt geblieben.
Wo wurden wir bewahrt? Lasst uns die Augen offen halten dafür!