Kartoffeln einmal anders

SAMSUNG CAMERA PICTURESKartoffeln einmal anders

Nein, das soll jetzt kein Rezept werden, jedenfalls kein Kochrezept.

Ich war vor kurzem bei einem Vortrag, da ging es um Verbitterung und was diese mit einem Menschen anstellen kann. Die Seelsorgerin verglich all unsere Verletzungen, Sorgen und Ängste mit frisch geernteten Kartoffeln – richtig schön noch mit Lehm behaftet. Und für jede Verletzung, die wir nicht vergeben können, so die Rednerin, haben wir eine solche Kartoffel in der Hand, mal größer, mal kleiner.

Wir können die Hände nicht frei bewegen, wir können nichts anderes aufnehmen, wir sind damit beschäftigt, die Kartoffeln festzuhalten. Das macht natürlich auch die beste Kartoffel nur eine Zeitlang mit. Irgendwann fängt sie an weich und matschig zu werden, sie fault in unseren Händen, vielleicht läuft dann auch eine eklige Brühe an unserem Arm herunter.

Wollen wir doch einfach diese Kartoffeln, die uns so beschäftigen, die uns so hindern, fallen lassen, damit unsere Hände frei werden. Wir können dann unsere Hände dem anderen reichen, zur Versöhnung, zur Hilfe, zum Gruß.

Und die Kartoffeln, die wir jetzt nicht mehr in den Händen halten, die verarbeiten wir weiter – zu Kartoffelsalat, zu Klößen, zu Kartoffelsuppe oder Kartoffelpuffern…und dann halten wir ein Versöhnungsmahl.

Zu diesem Mahl sind alle eingeladen. Und noch einer wird in der Mitte sein. Das ist der, dem wir alles verdanken. Das ist der, der uns befähigt, von unserer Verbitterung, von unseren Ängsten, von unseren Sorgen loszulassen.

Ich habe in letzter Zeit so manche Kartoffel fallen lassen und bin froh, dass meine Hände jetzt wieder frei sind zum Danken.

Dieser Beitrag wurde unter Andachten abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.