In memoriam memoriae

2015-10-17

 

 

 

 
In memoriam memoriae

Die Erinnerung ist eine mysteriöse Macht und bildet den Menschen um.
Wer das, was schön war, vergisst, wird böse.
Wer das, was schlimm war, vergisst, wird dumm.

Erich Kästner war es, der dies schrieb.

Die guten Dinge werden oft schnell vergessen. Eigentlich schade, denn gerade gute Erlebnisse, an die ich mich gern erinnere, können mich aufrichten, wenn wieder einmal alles den Bach hinunter zu gehen scheint, wenn wieder einmal alles aus dem Ruder läuft, wenn ich wieder einmal keinen Fuß auf die Erde bekomme.

Doch nicht nur die schönen Dinge soll ich in meinem Gedächtnis behalten, es ist auch wichtig, die weniger schönen, die schlimmen Geschehnisse aufzubewahren. Alles das mit dem Ziel, beim nächsten Mal vielleicht etwas weiser an eine Sache heranzugehen, etwas vorsichtiger zu agieren, etwas mehr nachzudenken was alles für Konsequenzen aus meinem Handeln entstehen können.

Mein Vater – er ist bereits bei unserem himmlischen Vater angekommen – hat einmal einen wunderbaren Spruch geprägt: „Mein Leben ist wie ein großer Bruchstrich. Oben stehen die guten Dinge, unter dem Bruchstrich die schlechten, und wenn ich alles zusammenzähle, kommt eine große EINS heraus.“

Und das macht mein Leben aus. Es kann nicht nur Gutes geben, ich muss auch die Schattenseiten erleben können. Um das Beispiel mit dem Bruchstrich aufzugreifen: Wenn ich nur Gutes und nichts Böses in meinem Leben erfahren würde, wäre der Bruch nicht lösbar, da unter dem Bruchstrich eine Null stehen würde, und durch Null ist bekanntlich nicht teilbar.

Ich will alles in meinem Gedächtnis behalten, das Gute wie auch das Schlechte, und ich will dankbar sein, dass ich einmal dasselbe wie mein Vater sagen kann „Wenn ich alles zusammenzähle, kommt eine große EINS heraus.“

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