Bis hierher hat uns Gott geholfen

SAMSUNG CAMERA PICTURESDiese Predigt habe ich heute zum ersten Mal gehalten, und zwar in meiner Heimatgemeinde

Im Laufe der Geschichte gab es ganz große Persönlichkeiten. Große Persönlichkeiten prägten schon oft auch große Worte. Worte, die zu sogenannten geflügelten Worten oder stehenden Redewendungen geworden sind.

Martin Luther soll ein Wort gesagt haben, das seither für die Standhaftigkeit sinnbildlich geworden ist: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir.“ Ob das Legende ist oder nicht, soll mal gleichgültig sein, er war jedenfalls bekannt für eine starke Ausdrucksweise.

Von John Wesley stammt ein Wort, das ich das erste Mal in einem Buch gelesen habe, nämlich in „Um Füße bat ich, und er gab mir Flügel“ von Dorothy C. Wilson. „Das Beste von allem ist, dass Gott mit uns ist.“

Goethe hat nicht nur im Sterben nach „mehr Licht“ verlangt, auch im Leben hat er so manchen Spruch gebracht. „Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.“ So lautet einer von ihm. Und dieser Spruch bietet mir eine wunderbare Überleitung zu meinem heutigen Predigttext. Eine Mischung aus den soeben zitierten Sprüchen, wie ich finde. Es geht um die Hilfe Gottes, die Luther beschwor, auch um die Gegenwart Gottes genauso wie um Steine, die unser Leben markieren, beeinflussen und bereichern.

Ich lese aus 1. Samuel 7,1-13 aus Neues Leben – Die Bibel

1 Die Männer aus Kirjat-Jearim kamen, um die Lade des Herrn zu holen. Sie brachten sie ins Haus von Abinadab, das auf einem Hügel stand und übertrugen Eleasar, seinem Sohn, die Verantwortung dafür.

2 Die Lade blieb lange Zeit in Kirjat-Jearim – insgesamt 20 Jahre. Ganz Israel trauerte, dass der Herr das Volk verlassen hatte.

3 Schließlich sagte Samuel zum Volk Israel: »Wenn ihr wirklich von ganzem Herzen zum Herrn zurückkehren wollt, dann trennt euch von euren fremden Göttern und den Bildern der Astarte. Nehmt euch vor, von nun an allein dem Herrn zu gehorchen und ihm allein zu dienen; dann wird er euch vor den Philistern retten.«

4 Da zerstörten die Israeliten ihre Bilder von Baal und Astarte und dienten nur noch dem Herrn.

5 Daraufhin forderte Samuel sie auf: »Ganz Israel soll sich in Mizpa versammeln. Ich will für euch zum Herrn beten.«

6 Und sie versammelten sich dort, schöpften Wasser und gossen es vor dem Herrn aus. An jenem Tag fasteten sie und bekannten: »Wir haben gegen den Herrn gesündigt.« Und Samuel hielt in Mizpa Gericht über Israel.

7 Als die Philister hörten, dass die Israeliten sich in Mizpa versammelt hatten, zogen die Herrscher der Philister mit ihrem Heer gegen Israel aus. Die Israeliten erfuhren davon und fürchteten sich vor den Philistern.

8 »Bitte den Herrn, unseren Gott, uns vor den Philistern zu retten!«, flehten sie Samuel an.

9 Samuel nahm ein junges Lamm und brachte es dem Herrn als Brandopfer. Er flehte den Herrn an, Israel zu helfen, und der Herr erhörte ihn.

10 Noch während Samuel das Brandopfer darbrachte, trafen die Philister ein und wollten Israel angreifen. Doch der Herr ließ es über den Philistern so laut donnern, dass sie in Panik verfielen und von den Israeliten geschlagen wurden.

11 Die Israeliten verfolgten die Philister von Mizpa aus bis unterhalb von Bet-Car und töteten alle, die sie unterwegs ergriffen.

12 Dann nahm Samuel einen Stein und stellte ihn zwischen Mizpa und Schen. Er nannte ihn Eben-Eser – »Stein der Hilfe« -, denn er sagte: »Bis hierher hat der Herr uns geholfen.«

13 So kam es, dass die Philister besiegt wurden und lange Zeit nicht mehr in das Gebiet Israels einfielen. Und solange Samuel lebte, blieb die Hand des Herrn gegen die Philister erhoben. Amen.

Die Geschichte hat eine Vorgeschichte.

Israel führte Krieg gegen die Philister. Die Philister griffen an, besiegten die Israeliten und töteten etwa 4.000 Mann. Daraufhin beschlossen die Israeliten, die Bundeslade des Herrn aus Silo zu holen, damit Gott in ihre Mitte kommt und sie vor den Feinden retten wird.

Unter Jubelgeschrei wurde die Bundeslade ins Lager gebracht. Daraufhin erschraken die Philister und bekamen Angst, weil der Glücksbringer der Israeliten wieder da war.

Trotzdem wagten die Philister den Angriff und besiegten die Israeliten. Die beiden Söhne Elis, Hofni und Pinhas, wurden bei diesem Angriff getötet. Die Bundeslade kam zu den Philistern als Kriegsbeute.

Eli, der inzwischen alt und blind geworden war, verkraftete die Nachricht vom Tod seiner Söhne und vom Verlust der Bundeslade nicht. Er fiel vor Schreck vom Stuhl und brach sich das Genick. Eine Strafe Gottes für die ganze Familie, denn Eli hatte seine beiden Söhne nicht von Gotteslästerung und der Entweihung des Tempels abgehalten.

Nun, nach zwanzig Jahren, kann die Bundeslade endlich wieder in das Land zurückkehren, in das sie gehört. Samuel, mittlerweile zum erwachsenen Mann gereift, fordert das Volk Israel auf, sich von allen Göttern zu trennen. Er verweist auf das erste Gebot „Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!“.

Und das Volk Israel zerstört die Götzenbilder, alle Bilder und Statuen von Baal und Astarte werden zerbrochen, nur noch Scherben bleiben von ihnen übrig. Eine große Reinigungsaktion beginnt.

Vor wenigen Tagen ging eine Meldung durch die Medien, dass eine schwedische evangelische Bischöfin vorgeschlagen hat, in ihrer Kirche das Kreuz und alle christlichen Symbole abzudecken und für Seeleute muslimischen und anderen Glaubens eine Gebetsstätte einzurichten. Mir fehlt hierfür jetzt das Verständnis.

Warum dann nicht auch gleich noch einen Buddha, einen indischen Wishnu oder Shiva, einen ägyptischen Amun oder Anubis und was es noch alles gibt hinstellen? Ich verstehe nicht, wie manche unsere eigenen christlichen Symbole so schnell verleugnen können. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir heißt auch, die Symbole dieser Religionen nicht zu dulden, erst recht nicht in einer christlichen Kirche.

Falsch verstandene Loyalität gegenüber Religionen kann niemals im Sinne Jesu sein, er wird dann diese loyalen Christen ausspeien, so wie es in der Offenbarung gegenüber der Gemeinde von Laodicea heißt: 3,16 Aber da du wie lauwarmes Wasser bist, werde ich dich aus meinem Mund ausspucken!

Doch zurück zu unserer Geschichte. Die Israeliten nun versammeln sich zum Gottesdienst. Sie bekennen ihre Sünden, sie wollen neu mit Gott beginnen, sie wollen den Bund, den Gott einst mit Abraham geschlossen hat, erneuern. Ein löbliches Vorhaben. Sie feiern Gottesdienst in altgewohnter Weise.

Doch dann erfahren sie, dass die Philister wieder gegen sie aufgerüstet haben. Stellt euch vor, wir feiern Gottesdienst, und plötzlich beginnt draußen jemand lautstark uns zu bedrohen und droht eine Bombe in unsere Kirche zu werfen. Was würden wir da tun?

Die Philister drohen nun mit ihren Schwertern, und schon fällt den Israeliten wieder das Herz in die Hose. Was für ein Glück, dass sie wenigstens die Bundeslade bei sich haben. Doch was ist die Bundeslade für sie? In diesem Moment wohl nicht viel mehr als ein Talisman, ein Glücksbringer, nichts anderes als ein heidnisches Symbol.

Jetzt rennen die Israeliten zu Samuel und bitten ihn, für sie zu Gott zu flehen. Samuel geht darauf ein und opfert Gott ein Brandopfer, stellvertretend für das ganze Volk steht er vor Gott und bittet um Hilfe. Wieder einmal denkt das Volk erst in der Not an denjenigen, der ihnen helfen soll.

Und wieder einmal – es wäre eigentlich mal interessant zu zählen wie oft schon – erhört Gott dieses Gebet. Ein Wunder geschieht. Die Philister greifen zwar an, doch werden sie durch ein Donnergrollen so erschreckt, dass sie den Mut verlieren und von den Israeliten vernichtend geschlagen werden.

Ich finde es interessant, dass die Philister vor einem Donner erschrecken. Sie haben vielleicht dieses Donnergrollen als Zeichen ihres Gottes angesehen. Vielleicht haben sie aber auch begriffen, dass es der Gott der Israeliten ist, der ihnen Einhalt gebietet. Hatten sie doch vorher schon Angst bekommen, als sie erfuhren, dass die Lade wieder beim Volk Gottes angekommen ist.

Angst ist ein schlechter Ratgeber. Das merken die Philister am eigenen Leib, denn sie haben keine Chance mehr gegen die ihnen zahlenmäßig eigentlich unterlegenen Israeliten. Alle Philister werden getötet, die aufgegriffen werden. Ein blutiges Gericht über die Feinde des Volkes Gottes wird abgehalten.

Das veranlasst Samuel zu einem großartigen Ritual. Er stellt einen Stein auf, wie groß dieser ist, wird nicht erzählt. Doch schon zur damaligen Zeit war es üblich, Gedenksteine zu errichten, so wie heute jedes Denkmal ein Gedenkstein ist, zu ganz unterschiedlichen Zwecken oder aus völlig verschiedenen Anlässen. Auch auf einem Berggipfel oder an manchen Wegen werden Steine abgelegt als Zeichen „Ich war hier!“.

Manche Gedenksteine bekommen Eigennamen. Samuel gibt diesem Stein den Namen „Eben-Eser“. Stein der Hilfe, so heißt das übersetzt. Bis hierher hat uns Gott geholfen, meint Samuel. Und er ist dankbar. Dankbar dafür, dass Gott trotz aller Situationen, in denen das Volk Israel ihn vergessen hat, zu seinem Volk und zu seinem mit Abraham geschlossenen Bund steht. Gott ist nicht einer, der etwas verspricht und dann nicht einhält.

Bis hierher hat mir Gott geholfen kann man allerdings auch unterschiedlich interpretieren. Er hat mir geholfen, er wird mir auch weiterhin helfen, ich vertraue ihm, ist die eine Variante. Die andere klingt nicht ganz so zuversichtlich. Naja, ich bin bis hierher gekommen, jetzt weiß ich nicht so recht, ob und wie und in welche Richtung es weitergeht. Schau mer mal…

doch das, was Samuel sagt, ist kein lapidares „Bis jetzt ist es gut gegangen“, nein, das ist das vollkommene Vertrauen darauf, dass Gott immer wieder hilft. Und Samuel sagt das im Hinblick auf die vergangenen Jahre, in denen er immer wieder von klein auf die Führung und Hilfe Gottes gemerkt hat. Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts, hat Sören Kierkegaard einmal gesagt. Und das fordert auch uns zu Vertrauen auf.

Wie oft wohl konnten die Israeliten sagen „Bis hierher hat uns der Herr geholfen!“ Und genauso oft haben sie es vergessen, dass Gott geholfen hat.

Wie oft sagen wir selbst „Gott hat geholfen“ und manchmal vergessen wir es dann wieder. Oder wir erkennen die Hilfe Gottes gar nicht. Ganz einfach, weil wir sie uns ganz anders vorgestellt haben und dann blind dafür geworden sind. Wer jetzt von sich sagen kann, dass es ihm noch nie so gegangen ist, der ist wohl zu beneiden. Ich kann es von mir jedenfalls nicht behaupten.

Aber auch ich kann sagen, bis hierher hat mir Gott geholfen. Ich hätte beispielsweise vor ein paar Jahren nicht gedacht, dass ich einmal auf der Kanzel landen würde. Aber nun hat mich Gott einmal so weit gebracht, und ich bin gespannt, was er noch so alles für mich auf Lager hat. Es scheint noch ganz interessant zu werden.

Das Volk Israel hat die Bundeslade und die zehn Gebote, die beiden kann man eigentlich gar nicht getrennt betrachten, auf seiner 40jährigen Wanderung durch die Wüste erhalten.

Die wichtigsten Erlebnisse haben auch wir Menschen heute manchmal unterwegs. Wir leben in einer Zeit der Umbrüche und Wanderungen. Flüchtlinge aus Syrien und anderen Ländern sind hier angekommen und sagen vielleicht auch „Bis hierher hat uns Gott geholfen“ – welchen Gott sie auch immer meinen.

Doch ganz gleich, an welchen Gott oder Götzen sie glauben, sie können, sie könnten hier den einzigen, den wahren Gott kennen lernen. Es liegt nur an uns, wie wir auf sie zugehen und sie einladen.

Ich habe einen guten Freund in der Marburger Gegend, der engagiert sich stark für Flüchtlinge. In seinem Nachbarort findet jeden Sonntag ein Gottesdienst in mehreren Sprachen statt – je nachdem, welche Nationalitäten da sind. Da kann es auch mal vorkommen, dass die Predigt in bis zu fünf Sprachen gehalten wird.

Und es liegt Segen auf der Gemeinde. Schon mehrfach haben Muslime zu Jesus gefunden und sich taufen lassen. Das wäre nie geschehen, wenn die dortige Gemeinde sich eingeschlossen hätte statt auf die Flüchtlinge zuzugehen, wenn sie das Kreuz in der Kirche zugehängt und die christlichen Symbole versteckt hätte.

Für die Muslime, die in dieser Gemeinde zu Jesus gefunden haben, ist die Gemeinde, vielleicht auch nur eine einzelne Person zu einem Stein der Hilfe geworden.

Hat Ihr einen Eben-Eser? Einen Stein der Hilfe? Habt Ihr einen Gedenkstein aufgestellt als Erinnerung daran, dass Gott hilft? Pilgert Ihr regelmäßig zu diesem Stein, um Euch immer wieder bewusst zu machen, wo Hilfe zu finden ist?

Oder war es eher ein Stein des Anstoßes? Auch der kann zu einem Stein der Hilfe werden. Ein Stolperstein, der mich zwingt mal anzuhalten im täglichen Stress und Einerlei. Der mich zwingt mal nachzudenken über mich. Und ich kann dann sehen, wo etwas aus dem Ruder läuft und mich bemühen alles in Ordnung zu bringen. Gott helfe mir dabei.

Gott sagt uns auch weiterhin seine Hilfe zu. Im heutigen Chorlied vom Werdauer Chor – es war die Jahreslosung von 2006 – ist das deutlich. Er redet uns zu, den Mut nicht zu verlieren. Er will, dass wir mit ihm reden. Wir sollen uns an ihn halten. Wir sollen auf seinem Weg bleiben und wissen, dass er immer bei uns ist.

Sein Wort will uns Kraft geben, im Leben immer wieder zu ihm zu kommen und zu wissen, dass er uns nicht verlässt. Gott lässt uns nicht fallen, das hat er damals zu Josua gesagt, das hat er zu Samuel gesagt, und das sagt er auch heute immer wieder zu uns.

Und das bringt mich zu einem weiteren Stein – dem Eckstein, auf dem alles ruht. Wenn man den Eckstein wegnimmt, kann das ganze Bauwerk in sich zusammenfallen, den Berg hinunterrutschen, und es bleibt nur noch Schutt übrig.

Und zuletzt will ich noch den Schlussstein nennen, der eine Kuppel abstützt, der als letztes, als krönender Abschluss in einen Torbogen eingesetzt wird und ohne den kein Halt zustande kommt.

Jesus will dieser Eckstein, dieser Schlussstein sein, er will uns zusammenhalten, als einzelne Person, als Gemeinde und als seine Familie, seine Schwestern und Brüder.

Bis hierher hat er uns geholfen, und er wird uns auch weiter helfen. Lasst uns dafür immer wieder dankbar sein.
Amen.

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