Diese Frage stellte unser damals ganz neu zugezogener Pastor eines Tages im Gottesdienst. Keiner gab eine Antwort. Schließlich holte er die Kinder vor und sammelte sie um sich. Sie standen im Kreis um ihn, und er fragte sie, ob sie wüssten, ob Engel Flügel haben. Großes Schulterzucken allerseits. Schließlich meinte der Pastor: „Dann geht mal in die Bankreihen und fragt die Leute einzeln, ob sie schon mal einen Engel gesehen haben, und wenn einer ja sagt, weiß er ja auch, ob sie Flügel haben…“
So stiefelten die Kinder los. Sie schwärmten regelrecht aus, jedes Kind ging gezielt auf eine Person zu und fragte das Aufgetragene. Doch auch diese Aktion brachte keine Antwort, zumindest keine befriedigende.
Eines der etwas größeren Mädchen war stehengeblieben, als die anderen Kinder losgingen. Nun meinte der Pastor: „Jetzt suche Dir auch noch jemanden aus, den Du fragen kannst…“ Und sie hob den Kopf, sah ihn an und fragte: „Haben Sie schon mal einen Engel gesehen?“
Keine Ahnung, ob das so abgesprochen war – für uns war es jedenfalls ausgesprochen erheiternd. Doch ganz schnell wurden wir ernst, als der Pastor ein lautes „Ja!“ antwortete. „Ja, ich habe schon mal Engel gesehen!“
„Und?“, fragte die Kleine weiter. „Haben Engel Flügel?“
Statt einer Antwort zeigte der Pastor auf einen der Jugendlichen in der ersten Reihe und bat ihn nach vorn. Der ging vor, zuckte die Schultern, grinste ein bisschen und meinte schließlich: „Ich habe sie heute nicht mit!“
Lautes Gelächter in der ganzen Gemeinde.
Schließlich erklärte der Pastor, was er gemeint hat.
Im Zuge der Vorbereitung seines Einzugs und auch während der ganzen Umzugszeit waren ständig Helfer aus der Gemeinde im Einsatz, die sich um alles Notwendige gekümmert haben. Diese Umzugshelfer und Einsatzkräfte waren in seinen Augen ihm und seiner Familie zu Engeln geworden – Engel ohne Flügel.
Wir alle können einander gegenseitig Engel sein – wir brauchen nicht einmal Flügel dazu.