Gottes Wort ist wie Feuer

25-08-07_2229Diese Predigt habe ich am 10.06.2012 in meiner Heimatgemeinde gehalten.

Unser heutiger Predigttext steht in Jeremia 23. Ich lese ausgewählte Verse.

16 So spricht der HERR Zebaoth: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie betrügen euch; denn sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des HERRN.

17 Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: Es wird euch wohlgehen -, und allen, die nach ihrem verstockten Herzen wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen.

Aber … siehe, es wird ein Wetter des HERRN kommen voll Grimm und ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf der Gottlosen niedergehen.

21 Ich sandte die Propheten nicht und doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen und doch weissagen sie.

25 Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: Mir hat geträumt, mir hat geträumt.

28 Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?, spricht der HERR.

29 Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?

Amen.

Der geschichtliche Hintergrund dieser Rede Jeremias ist folgender:

In Ägypten regierte Pharao Necho – in Babylonien Nebukadnezar.
Zum Zeitpunkt der Berufung Jeremias, im Jahre 627 v. Chr., war Juda gegenüber Assyrien tributpflichtig.

Ägypten war außerstande, der babylonischen Macht jenseits der eigenen Grenzen mit Gewalt zu begegnen, versuchte aber einen Bund mit Syrien und Palästina einzugehen.
Ein Prophet namens Hananja tat sich besonders hervor, diese Pläne zu unterstützen.

Jeremia dagegen wandte sich entschieden gegen diesen Bund, erklärte solche Propheten wie Hananja für falsch und versicherte, dass ihre pro-ägyptischen Vorstöße gegen Gottes Willen seien und sich als verhängnisvoll erweisen würden. Sie – die Propheten – betrachteten sich dagegen als wahre Patrioten und hassten Jeremia deshalb als einen sich selbst entlarvenden Verräter.

Dagegen hielt ihnen Jeremia vor, sie seien nicht von Jahwe gesandt, sondern von sich selbst aus aufgetreten. Und deshalb werde sich ihr Wort auch nicht bewahrheiten.

Gute Absichten allein genügen nicht, nur die göttliche Eingebung macht einen Mann zum Propheten.

Beim Nachdenken über diesen Text kam mir eine Geschichte in den Sinn, die sich 225 Jahre früher zugetragen hatte:

Ahab plante die gewaltsame Rückeroberung der Stadt Ramot in Gilead, die früher zu seinem Königreich gehörte. Er wollte die Unterstützung seines Schwagers Josaphat, dieser sagte sie ihm zu unter der Bedingung, dass sie vorher die Propheten befragen, ob dieser Krieg nach Gottes Willen sei.

400 Propheten schrien lauthals „Ja“ – nur einer sprach dagegen, Micha, der Sohn des Jimla. Dies brachte ihm Kerkerhaft bei Wasser und Brot ein, und Ahab zog in den Krieg, aus dem er nicht mehr lebend zurückkehrte.

400 selbsternannte Propheten gegen einen einzigen, der sich nach Gottes Wort richtete.

Jeremia befand sich in einer ähnlichen Lage wie Micha viele Jahre zuvor.

Sehr jung zum Propheten berufen, er sagte ja auch bei seiner Berufung zu Gott: „Herr, ich tauge nicht zu predigen, denn ich bin zu jung!“ (Jer.1,6), war Jeremia auserwählt, das Gericht zu verkünden. „Ausreißen und niederreißen, vernichten und einreißen, aufbauen und einpflanzen“ (Jeremia 1,10) sind Jeremias Aufgaben.

Und das Argument, er sei zu jung, zählt nicht bei Gott. Bei Gott ist das Alter nebensächlich. Ob einer noch Jugendlicher ist oder schon Greis – oder auch mittendrin -, wenn Gott ruft, sollten wir antworten und bereit sein.

Jeremia ließ sich von Gott als Werkzeug gebrauchen.

Er sagte genau wie Micha unbequeme Worte, Wahrheiten, die die Leute nicht hören wollten. Doch das ist es, was einen Propheten auszeichnet – etwas sagen, das nicht den Leuten nach dem Mund geredet ist, nicht selbst ausgedachtes, nicht nur ein Traum, den einer träumt.

Propheten sind alle, die auf irgendeine Weise den Willen Gottes verkündigen, ihn anderen auslegen, weitersagen oder ihnen auf andere Art vermitteln, was Gott will.

Ein Prophet sagt Gottes Wort, auch wenn es unbequem sein sollte – doch auch hier soll er daran denken, was Paulus im 1. Korintherbrief 16,14 schreibt: Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen!

Jeremia stritt gegen die falschen Propheten, diejenigen, die das Bündnis mit Ägypten befürworteten. Er sagte die Gefangennahme der Juden durch die Babylonier voraus. Damit handelte er sich den Hass seiner Gegenspieler ein. Diese trachteten ihm nach dem Leben. Er hat einiges erdulden müssen. Und er wusste im Voraus, dass einiges auf ihn zu kam, denn Gott hat ihm bei seiner Berufung bereits angekündigt: „Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir, um dich zu erretten.“ (Jer. 1,8)

Und trotzdem trat Jeremia, jung, unerfahren, ganz gewiss auch noch ungeübt in öffentlicher Rede, vor das Volk.

Seine Warnungen wurden nicht beachtet – Jahre später trat ein, was er geweissagt hatte. Die babylonische Gefangenschaft, die 70 Jahre dauern sollte.

In unserem Predigttext betont Jeremia immer wieder die Unterschiede zwischen falschen und echten Propheten. Immer wieder beschwört er sein Volk, doch auf Gott zu hören und nicht auf diejenigen, die nur sich selbst darstellen und nicht nach Gottes Willen fragen.

Wie sieht es nun bei uns heute aus?

Wir sind selbst auch Propheten, wenn wir von unserer biblisch begründeten Überzeugung vor den Leuten sprechen. Und noch mehr: Wir sind es auch schon dann, wenn wir den Anspruch erheben, Christinnen und Christen zu sein, denn vor diesem Anspruch werden die Menschen unser Handeln und das, was wir sagen, prüfen und beurteilen.

Wenn wir das Prophetenamt so erklären, dann wird auch deutlich, wie groß die Verantwortung dieses Amtes ist!

Jetzt beschäftigt uns natürlich die Frage: Wie sollen wir das unterscheiden? Wenn einer gut in Worte fassen kann, dann wird er schnell als der Wahrheitsverkünder angesehen. Wenn einer dagegen kaum zusammenhängende Worte spricht, wird er verlacht, ohne zu beachten, was dahinter stehen könnte…

Doch am Ende wird das geschehen, was Gott will! Anders gesagt: Gottes Wort lässt sich niemals durch Menschenwort oder -tat vereinnahmen. Es bleibt frei und tut, wozu Gott es gesandt hat.

Gibt es denn deutliche Kennzeichen, dass wir nicht falscher Predigt oder falschem Verhalten aufsitzen?

Lassen wir Jeremia noch einmal zu Wort kommen:

„Sie sagen denen, die des HERRN Wort verachten: Es wird euch wohlgehen -, und allen, die nach ihrem verstockten Herzen wandeln, sagen sie: Es wird kein Unheil über euch kommen. Aber … siehe, es wird ein Wetter des HERRN kommen voll Grimm und ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf der Gottlosen niedergehen.“

Unsere Erfahrung sagt uns, wenn wir ehrlich sind, dass die Menschen – und eben auch wir – von Natur aus die größere Neigung dazu haben, das zu tun, was sie nicht tun sollen und so zu reden, wie es Gott nicht gefällt.

Umgekehrt ist es nun auch sicher so, dass die Worte, die Gott uns zu sagen hat, uns nicht gleich gefallen! Martin Luther hat deshalb einmal gewarnt, den Predigern des Evangeliums nicht zu glauben, die so sprechen, dass es „die Ohren jücket“, uns also schmeichelt und in unserer Kirchenbank wachsen lässt!—„Ach was sind wir doch gut!“

Jetzt wirklich deutlich gesprochen, heißt das: Gottes Wort und die, aus deren Mund wir es hören, erkennen wir daran, dass es uns zurechtweist, uns auch einmal hart unsere Schuld und unser Versagen vorhält.

Dann kann auch einmal eine Antwort wie in der folgenden Geschichte gegeben werden:

Der Preußenkönig Friedrich II., auch „Friedrich der Große“ oder „der alte Fritz“ genannt, hatte in seinem Potsdamer Schloss Sanssouci oft zahlreiche Gäste. Sein liebster Umgang war lange Zeit der leichtfertige und spöttische Franzose Voltaire. So sitzen sie zusammen mit etlichen anderen an der königlichen Tafel, als Voltaire wieder mit seinen gotteslästerlichen und spottenden Reden beginnt.

Er ruft in die Runde hinein: „Ich verkaufe meinen Platz im Himmel für einen Taler! Wer will ihn haben?“ Für einen Moment herrscht Schweigen. Dann steht ein königlicher Beamter auf, kein berühmter Mann, aber ein guter Christ, der das Herz auf dem rechten Fleck hat. Er verbeugt sich kurz vor dem König und vor Voltaire und sagt mit fester Stimme: „Monsieur Voltaire, Sie sind im preußischen Staat. Wir haben hier ein Gesetz, nach dem jeder, der etwas verkaufen will, sein Eigentumsrecht nachweisen muss. Weisen Sie mir nach, dass Sie einen Platz im Himmel haben, so gebe ich Ihnen jede Summe, die Sie fordern.“

Das verschlug dem Spötter die Sprache.

Es war eine Antwort, die vom Geist eingegeben war.

In Daniel 12,3 steht: „Die Verständigen werden leuchten wie der Glanz der Himmelsfeste, und die, welche die Vielen zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne, immer und ewig.“

Was für eine Zusage!

Dann wird auch die Spreu vom Weizen getrennt, schon Jeremia hat in unserem Text darauf hingewiesen „Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?“ So fragt er. Einst wird es sich zeigen, was Stroh und was Weizen ist.

Ein schönes Bild von der Ernte – volle Ähren werden eingebracht und dann die Spreu vom Getreide getrennt. Heutzutage sieht man es ja nicht mehr, heute wird alles von Maschinen, im Innern des Mähdreschers, erledigt.

Aber auch hier kommt es darauf an, dass die Ähren voll sind und die Ernte reif ist, sonst wird es nichts mit dem Ertrag.

Wie oft wird nur leeres Stroh gedroschen oder der Weizen verdirbt, weil er nicht geerntet wurde. Wollen wir hoffen und darum bitten, dass unser Reden und Handeln nicht nur das Dreschen von leerem Stroh ist.

Dann soll es uns so ergehen, wie es geschrieben steht in Matthäus 25,34: „Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt!“

Das, was Gott spricht, wird sich am Ende durchsetzen, kein Mensch kann das verhindern.

Gottes Wort ist nicht gebunden – so heißt das Lied, das wir nachher gemeinsam singen werden.

Und das ist das wichtigste, das uns Jeremia hier sagen will.
Er bringt Bilder, die sich uns tief einprägen sollten:

Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?

Ein Feuer brennt, je mehr es Nahrung bekommt, umso mehr. Und hier kommen mir die Worte in den Sinn, die die Jünger in Emmaus zu sich sagten: „Brannte nicht unser Herz, als er mit uns auf dem Wege war?“

Unser Herz soll brennen, Gottes Wort will sich uns einbrennen, so wie ein Brandmal sich in die Haut einbrennt. Und sicher, das geht dann auch nicht ohne Schmerzen ab. Aber es ist ein dauerhaftes Zeichen, nicht so leicht wegzuwischen wie ein Kreidestrich, und nicht so leicht umzuwerfen wie ein Haus, das auf Sand gebaut ist. Wie Jesus sagte: „Wer meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Felsen baute.“ Mt.7,24

Wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?

Noch ein Bild, das sehr einprägsam ist.

Arbeiter in einem Steinbruch, mit einem Vorschlaghammer immer wieder auf den Felsen schlagend, so lange, bis ein Stück abbricht.

Eine Abrissbirne, die ein Haus zerstört, bis kein Stein mehr auf dem anderen ist. In der Nachbarschaft der Werdauer Gemeinde stand ein Haus, das nun nicht mehr existiert. Ein Bagger hat es dem Erdboden gleich gemacht.

Genauso gewaltig ist Gottes Wort, wie es auch in Hebräer 4,12 steht: „Denn das Wort ist lebendig und wirksam und schärfer als ein zweischneidiges Schwert“ — man beachte: Es hat zwei Schneiden, sie schlagen nicht nur in eine Richtung, sondern in beide. Da kann man schon mal selbst getroffen werden.

Die Macht des Wortes war den Juden bereits bestens bekannt und bewusst – schon in der Schöpfungsgeschichte sagt Gott „Es werde Licht“ — und es ward Licht. Die Juden zweifelten in keiner Weise, dass Gottes Wort allmächtig ist.

Und doch hörten sie nicht auf das was Jeremia ihnen zu verkünden hatte. Als Lügenpropheten haben sie ihn verschrien, denn was die anderen Propheten verkündeten, klang doch viel angenehmer.

Gott hat seinem Volk die erstaunliche Freiheit gegeben, sein Wort anzunehmen oder abzulehnen. Die Juden nahmen sich die Freiheit das Wort Gottes abzulehnen.

Sie ignorierten die Verkündigung Jeremias und mussten die Konsequenzen tragen, denn die Babylonische Gefangenschaft erlebte diese Generation noch.

Wie halten wir es denn heute?

Gott gibt auch uns die Freiheit sein Wort anzunehmen oder abzulehnen. Wir können es annehmen und ihm glauben oder es verwerfen und durchstreichen.

Er gibt uns Menschen an die Seite, die uns Zuspruch geben können, aber auch Ermahnung aussprechen oder uns zurechtweisen.

Ich komme auf den Wochenspruch zurück, den wir am Anfang unseres Gottesdienstes gehört haben:

Christus spricht zu seinen Jüngern: Wer euch hört, der hört mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich.
Lukas 10,16

Lasst uns sein Wort hören und annehmen, lasst uns prüfen, was wir hören, und das Gute behalten.

Amen.

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