Deutschland ist momentan in zwei Lager gespalten.
Wir werden von einer Flüchtlingswelle überrollt, so sagen die einen. Wir schaffen das, sagen die anderen.
Wir werden immer mehr verfremdet, sagen die einen. Ein bisschen Vielfalt tut uns gut, sagen die anderen.
Wir gehen einer Katastrophe entgegen, sagen die einen. Ein herzliches Willkommen allen, so sagen die anderen.
Wir dürfen die Flüchtlinge als Gnade ansehen, sage ich. Deutschland ist ein reiches Land, trotz aller Armut, die hier herrscht. Geht man mit offenen Augen durch das Leben, sieht man, wie reich wir sind. Der Wohlstand ist ausgebrochen. Und er wird zur Schau gestellt. Dabei vergessen wir, wem wir diesen Wohlstand verdanken.
Nun wird mancher sagen „Ich habe ja auch dafür gearbeitet!“ Das ist wohl wahr. Doch wem verdanken wir, dass wir arbeiten können, wem verdanken wir, dass wir gesund sind, wem verdanken wir, dass wir kräftig genug sind zur Arbeit? Doch wohl dem, der alles geschaffen hat, der auch uns ins Leben gerufen und uns eine lebendige Seele gegeben hat.
Und wem verdanken wir, dass wir in einem sicheren Land leben können, in einem Land, in dem keiner zu hungern braucht, in einem Land, in dem keiner um sein Leben laufen muss? Doch wohl auch dem, der alles geschaffen hat. Ist es unser Verdienst, hier leben zu dürfen? Nein!
Dass die Flüchtlinge in unser Land kommen, ist unsere Chance, mal wegzuschauen von uns und unserem Ich, es ist unsere Chance, mal ein Auge für die zu bekommen, die nicht so gesegnet sind wie wir, es ist unsere Chance, von unserem Wohlstandsdenken wegzukommen.
Gott, mache uns bereit zu sehen, mache uns bereit zu helfen, mache uns bereit zu geben, mache uns bereit, mit denen zu teilen, die nichts haben. Gib uns offene Augen, offene Herzen und offene Hände.