Erhöre mich, wenn ich rufe, Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich tröstest in Angst; sei mir gnädig und erhöre mein Gebet.
Psalm 4,2
Die Überschrift über den Psalm 4 heißt „Ein Abendgebet“. Es ist Davids Abendgebet.
Sei mir gnädig und erhöre mein Gebet – das ist wohl die Kernaussage dieses Gebetes. Und das erinnert mich an den mittleren Satz aus dem Aaronitischen Segen in 4. Mose 6,25: Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Und ein zweiter Spruch ist mir hierzu eingefallen, der Beginn des 2. Korintherbriefes, die Verse 3 und 4 nämlich: Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Barmherzigkeit und Gott allen Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, damit wir auch trösten können, die in allerlei Trübsal sind, mit dem Trost, mit dem wir selber getröstet werden von Gott.
Hier steht Trübsal, im Psalm steht Angst – ich glaube, wir können die Wörter austauschen ohne den Sinn des Gesagten zu entstellen.
Angst wird hier erwähnt – wovor hat der Psalmbeter Angst? Das erklärt die Frage im dritten Vers: wie lange soll meine Ehre geschändet werden? fragt David. Das kann ja jetzt vieles bedeuten. Wie habt ihr das Eitle so lieb und die Lüge so gern! Bringt es schon etwas genauer auf den Punkt – David leidet darunter, dass um ihn herum die Lüge regiert, Eitelkeit – worauf auch immer, vielleicht auf Erfolg, vielleicht auf Reichtum, vielleicht auf Schönheit – ist der Umgebung wichtiger als alles andere.
Aber dann kriegt David den Bogen raus, als er sagt: Der Herr hört, wenn ich ihn anrufe. Und er ermahnt seine Umgebung, im Zorn nicht zu sündigen und recht zu opfern. Die Umgebung ist für sich selbst verantwortlich – David hat seine Ruhe und seinen Frieden gefunden, weil er weiß, dass er im Herrn geborgen ist.
Der erste Vers des Psalms wäre wohl nichts ohne den letzten – Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne.
So geht Davids Abendgebet – und wie geht unseres? Als kleine Kinder haben wir sicher alle mal gebetet „Breit aus die Flügel beide, o Jesu, meine Freude, und nimm dein Küchlein ein. Will Satan mich verschlingen, so lass die Englein singen: Dies Kind soll unverletzet sein!“
Und das, finde ich, passt gut zum Abendgebet des David.