Auf dich, Herr, mein Gott, traue ich! Psalm 7,2
Das Thema Verfolgung als Glaubender ist Thema dieses 7. Psalms. Das ist uns fremd. Es ist uns total unbekannt. Bei uns wird man nicht wegen seines Glaubens verfolgt. Man darf an Gott glauben. Das stört niemanden. Vielleicht ist daher dieser Vers zunächst ein Bibelvers, der uns nichts angeht.
Christen in Syrien und im Irak, in Indien oder auch in China oder sogar in der Türkei lesen das ganz anders. Sie fühlen genauso, wie es der Psalmbeter sagt.
Lesen diese Christen heute in ihrer Sprache diesen Vers, so fühlen sie sich ernst genommen. Sie wollen Gott vertrauen. Sie bitten nicht, dass die Verfolger bestraft werden. Sie bitten mit dem Losungswort, dass man sie nicht mehr verfolgt und dass sie gerettet werden. Sie möchte nichts weiter, als ein normales Leben führen.
Vor einigen Jahren gab es in der Zeitung einen Artikel:
„Bereiten sie sich auf den Aufschlag vor! Die 64-jährige Elizabeth McHugh war sich sicher, dass der Satz des Piloten die letzten Worte sein würden, die sie vor dem Tod zu hören bekommen sollte; sie kauerte auf ihrem Sitz und betete. Doch dann gelang es dem Captain auf wundersame Weise, das Flugzeug der US Airways in New York auf dem Hudson River aufzusetzen.“ (NZZ 17./18.1.2009)
Wir alle haben von dieser spektakulären Notwasserung des Flugzeugs gehört. Da ist etwas gelungen, bei dem selbst Spezialisten mit einem Gelingen kaum rechnen. Da waren 150 Menschen vom Tode bedroht. Die eben erwähnte Frau betete, aber eher darum, dass das Sterben, das auf sie zukam, nicht zu schlimm sei. Und dann geschieht etwas ganz anderes.
Liest diese Frau oder der eine oder andere Passagier heute diesen Vers, dann sagen die: „Ja, ich habe das erlebt. Der Tod verfolgte mich. Gott hat mir durch den nervenstarken Captain und verschiedene Umstände das Leben gerettet.“ Deshalb: Auf dich, Herr, mein Gott, traue ich! Ich habe es erlebt. Hilf mir (daher auch weiterhin) von allen meinen Verfolgern und errette mich.
Wir werden heute weniger von Menschen verfolgt, die uns an den Kragen wollen. Anderes, nicht personifizierte, verfolgt uns.
Der eine wird verfolgt vor der Angst, ob er ein gutes Zeugnis schafft.
Den nächsten verfolgt die Sorge um den Arbeitsplatz bis in die Nacht hinein.
Die andere verfolgt die Sorge um ihre angeschlagene Gesundheit.
Wieder einen verfolgt die Gefahr, dass sein Lehrbetrieb eventuell Konkurs macht und dann?
Verfolgt werden von Sorge, Ängsten, von Schmerzen…und auch verfolgt werden von schlechten Gefühlen, Stimmungen, von reellen Gefahren, verfolgt werden von sich abzeichnenden echten Problemen, wie die Wirtschaftskrise oder die sogenannte Flüchtlingskrise und die Umweltverschmutzung und deren Auswirkung auf uns – das kennen wir.
Auf einmal ist dieser Satz nicht einfach ein toter Satz, der mir nichts zu sagen hat. Auf einmal spricht Gott durch dieses Bibelwort hindurch an. Das erlebten und das erleben Menschen immer wieder. Sie erfahren etwas von Gott durch die Bibel hindurch. Das gibt ihnen Kraft. Das macht sie stark. Das lässt sie Not aushalten, aber auch dagegen anzukämpfen und hoffentlich im Sinne Jesu, ohne Gewalt.
Wir fragen jetzt einfach: Wem vertraue ich da?
Ich vertraue denjenigen, die ich lange kenne.
Ich vertraue denen, die mich nicht im Stich lassen, wenn es schwierig wird. Ich vertraue denen, von denen ich weiß, dass sie es bisher immer gut mit mir gemeint haben.
Genau das ist auch die Erfahrung des Schreibers dieses 7. Psalms.
Er hat sich mit Gott auseinandergesetzt, ihn so immer besser kennen gelernt und gemerkt. Diesem Gott kann ich in der Not vertrauen. Er hilft mir und lässt mich nicht im Stich.