Du sollst dem Tauben nicht fluchen und sollst vor den Blinden kein Hindernis legen, denn du sollst dich vor deinem Gott fürchten.
3.Mose 19,14
Ich besitze drei DVDs mit Kurzfilmen von Carlos Martinez. Er ist einer der weltbesten Pantomimen und bekennender Christ. Ein Film heißt „Der Stein“ und zeigt, wie ein Mann einen Stein auf den Weg legt und beobachtet, wie einer nach dem anderen darüber stolpert – ein Zeitungsleser, der nur für die Nachrichten in seinem Blatt Augen hat und sich beim Stolpern verletzt, ein Mädchen, das ständig in den Spiegel schaut, sich ihrer Schönheit freut und diese beim Fallen völlig demoliert, und ein kleines Mädchen, das ganz versonnen sein Eis schleckt und plötzlich zu einem Freund rennen will, dabei sein Eis verliert und als heulendes Elend die Szene verlässt.
Und als Letzter kommt ein Blinder mit Stock. Und ausgerechnet derjenige, der ein Handycap hat, der bemerkt das Hindernis und steigt wohlbehalten darüber. Ein Ärgernis für denjenigen, der sich in seiner Bosheit schon auf einen neuen Erfolg seiner Hinterlist gefreut hat. Und der überraschende Schluss unseres Filmes.
Dieser Mann, der da seinen Mitmenschen Böses wollte, tut genau das Gegenteil von dem, was in unserem heutigen Losungsvers steht. „Du sollst vor den Blinden kein Hindernis legen“ steht explizit da. Bosheit und Schadenfreude sind keine Tugenden. Und wer anderen schaden will, schadet am Ende sich selbst. Denn wie geht der Vers weiter? „Du sollst dich vor deinem Gott fürchten.“ Furcht im Sinne von Respekt. Wenn ich jemanden respektiere, dann kann ich nichts tun, was dem anderen missfällt.
Unser Vers ist eingebettet in eine ganze Menge Weisungen und Anordnungen, die Gott seinem Volk gegeben hat. Und wer sie erfüllt oder zumindest bemüht ist sie zu erfüllen – denn wer kann schon von sich behaupten, er könne oder würde alle Gebote halten -, dem hat Gott eine wundervolle Zusage gegeben: „So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten.“ (5. Mose 7,9)