Die Bekassine

140814-nabu-bekassine-frank-derer15Anmerkung zum Bild: Erstmals habe ich ein fremdes Foto genutzt, da ich kein eigenes von einer Bekassine habe. Dieses Foto habe ich von der Homepage des NABU kopiert. Der NABU möge mir verzeihen.

Die Bekassine

Vor vielen Jahren las ich mal eine Geschichte, die ich leider noch nicht wiedergefunden habe und jetzt aus dem Gedächtnis erzählen muss…

Am Anfang waren die Vögel alle stumm – kein Gesang ertönte auf der Erde. Das gefiel dem lieben Gott nicht, und er beschloss, seine Engel als Lehrer einzusetzen und den Vögeln das Singen beibringen zu lassen.

Also wurden alle Vögel zu einem Singe-Lern-Tag eingeladen.

Jeder Vogel bekam einen Engel als Lehrer zugewiesen, und der Unterricht begann.

Das war ein Geschnatter, Geflöte, Gesinge, es war ein unglaubliches Durcheinander.

Am Ende des Tages hatten die Engel mehr oder weniger Erfolg mit ihrem Unterricht:

Die Ente hatte nur einen Ton behalten, den sie immer wiederholte „Nak-Nak“…
Die Amsel konnte schon bedeutend mehr – sie hatte einige schöne Melodien behalten.
Der Kuckuck hatte – eitel wie er war – nur seinen Namen im Kopf und rief immer nur „Kuckuck“…
Und der Storch gar hatte nur den Rhythmus des Liedes behalten, den klapperte er mit seinem Schnabel…

Nur eine war gar nicht zum Unterricht erschienen – die Bekassine.

Sie war mit allen anderen Vögeln zur rechten Zeit aufgebrochen, um das Singen zu lernen. Jedoch als sie immer höher und höher flog, vergaß sie vor Begeisterung über das Fliegen, dass sie ja singen lernen sollte. Und so flog sie und flog, bis die Sonne unterging.

Da – auf einmal – was war das? Ein Gesang, überirdisch schön, erhob sich über die ganze Landschaft.

Die Nachtigall war es, die so berührt von dem Gelernten war, dass sie nicht anders konnte, als loszusingen, obwohl es schon dunkel wurde.

Da fiel der Bekassine ein, dass sie ja zu den Engeln fliegen wollte – und sofort nahm sie Kurs auf den Himmel zu den Engeln und zu Gott.

Die Engel schliefen schon – kein Wunder nach dem anstrengenden Tag.

Allein Gott war wach – er schläft ja bekanntlich nie.

„Was willst du denn wieder hier?“ fragte er die Bekassine.

„Ich will singen lernen!“ – „Da hattest du doch den ganzen Tag Zeit!“ – „Ich hab es vergessen!“ – „Was hast du denn den ganzen Tag gemacht?“ – „Ich bin geflogen!“ jauchzte die Bekassine.

„Geflogen?“ – „Ja! Weil es so schön ist!“

Da erkannte Gott, dass die Bekassine ja nur wegen seiner Gabe des Fliegens den Gesangsunterricht versäumt hatte.

Und er sagte zu ihr: „Flieg nur getrost wieder hinunter, ich habe eine Überraschung für dich!“

Die Bekassine flog wieder zur Erde hinunter – und siehe da, ihre Flügel sangen!

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