Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine. Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft? Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge; vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab. Lukas 13,6-9
Geduld steht hier gegen Ungeduld. Der Gärtner gegen den Besitzer. Die Pflege gegen die Vernichtung. Dinge, die uns im Alltag auch begegnen können.
Wir hatten in unserem Garten einen Walnussbaum. Der stand bestimmt 15 Jahre, und er wuchs auch sehr schön. Er hatte Sonne, er hatte viel Platz sich auszubreiten, eigentlich stand einer Frucht nichts im Wege. Doch er trug nicht. Nicht eine Nuss. Bis meine Mutter eines Tages sagte: „Wenn der Kerl nächstes Jahr immer noch nichts trägt, wird er abgehauen!“
Und man soll es kaum glauben: Im nächsten Jahr trug der Baum so viele Nüsse, dass wir sie gar nicht alle selbst verwerten konnten. Und seitdem hat er jedes Jahr wieder so viel wie beim ersten Mal gebracht. Das Warten hatte sich also gelohnt.
Wir wissen nicht, ob dieser Feigenbaum im Gleichnis genauso reagierte wie unser Walnussbaum damals. Jesus erzählt die Geschichte ja nicht zu Ende. Ist wahrscheinlich auch gar nicht so wichtig. Wichtig ist vielmehr die Erkenntnis, dass es jemanden gibt, der Geduld beweist. Jemanden, der sich um den Baum bemüht, den er gepflanzt hat.
Gott ist wie dieser Gärtner. Er hat uns sozusagen in die Welt gepflanzt, er hat sich um uns gekümmert, und er will, dass wir Frucht bringen.