Der ewige Hochzeiter

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Ich liebe Spitzwegbilder – und habe einige in meiner Wohnung hängen…das mittlere von den dreien heißt „Der ewige Hochzeiter“…in der Beschreibung zum Bild fand ich folgenden Satz: „Galant reicht der Verehrer seiner Angebeteten einen Strauß Blumen.“

Und schon komme ich ins Grübeln…

Titel des Bildes „Der ewige Hochzeiter“ – schon das spricht Bände. Ewig – was ist schon ewig? Unser Zeitgefühl sagt ja manchmal „Das dauert ja eine Ewigkeit!“, wenn die Uhr wieder einmal viel zu langsam vorrückt, wenn sich Minuten zu Stunden dehnen. Doch besagt der Titel jetzt, dass der gute Mann zwar Hochzeiter ist, jedoch nie in seinem Leben wirklich seine eigene Hochzeit feierte? Also ein „ewiger“ Hochzeiter ist? Verlobt, bis er alt und grau geworden ist? Vielleicht hat die „Angebetete“ einfach nie „Ja“ gesagt?

Und dann das Wort „Angebetete“! Angebetet wird ja ein Gott oder eine Göttin. Nun ja, wie eine Göttin sieht die Angebetete ja wahrlich nicht aus…mit Schürze und zwei vollen Wassereimern, die sie wahrscheinlich soeben vom Brunnen nach Hause geschleppt hat.

„Ewig“ und „Angebetet“ – zwei Worte, die eigentlich gar nicht auf Menschen zutreffen.

Ewig – das ist ja wohl nur einer. Das ist Gott. Und angebetet – das soll auch nur einer werden. Und das ist auch wieder Gott.

So gesehen bin ich jetzt gar nicht mehr begeistert von Spitzweg – hätte er nicht einen anderen Titel nehmen können?

Aber dann hätte ich wahrscheinlich nicht diese Gedankengänge gehabt – und hier wäre eine leere Seite.

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