Das Kirchenjahr mit Manfred Siebald
Anm.: Ich bin ein großer Fan von Manfred Siebald, das habe ich schon mehrmals hier gezeigt. Auf der CD-Box „Manfred Siebald – alle Lieder 1972 – 1978“ kenne ich mittlerweile alle Lieder auswendig. Und mir ist aufgefallen, dass man den kompletten Jahreskreis mit seinen Liedern gestalten kann. Was dabei herausgekommen ist, haben die Mädels vom Frauenfrühstück bereits 2008 erfahren. Die Quellenangaben sind dazugeschrieben. Wer die CDs nicht hat, für den hätte ich gerne die Liedtexte eingefügt. Doch damit hätte ich wieder einmal gegen das Urheberrechte verstoßen, deshalb musste ich die Liedtexte entfernen.
Wer macht die Musik?
Es war einmal eine große Mäusefamilie. Die lebte in einem herrlichen Klavier. Ihre kleine Welt war oft erfüllt von wunderbarer Musik. Die Mäuse genossen die Musik und machten sich ihre Gedanken darüber, von wem die schönen Klänge wohl stammten. Sie dachten an einen Klavierspieler, den sie zwar nicht sehen konnten, der ihnen jedoch hörbar nahe war.
Eines Tages wagte sich eine Maus weiter nach oben in das Klavier. Und da entdeckte sie das Geheimnis der Musik. Metalldrähte von unterschiedlicher Länge zitterten, und durch ihre Schwingungen entstanden die Töne. So mussten die Mäuse ihren alten Glauben an den Klavierspieler aufgeben. Metalldrähte erzeugten die schöne Musik, die wunderbaren Klänge.
Später brachte eine andere Maus noch neuere Erkenntnisse mit. Kleine Filzhämmerchen sprangen und tanzten auf den Drähten und erzeugten die Schwingungen und damit die Musik. Nun war der alte Glaube überholt, und die Mäuse wohnten in einer aufgeklärten, wissenschaftlich durchschaubaren Welt.
Aber der Klavierspieler machte auch weiterhin seine wunderbare Musik.
[Aus: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, S. 163 (27. Juni)]
Ihr habt mitgekriegt, dass es heute um Musik geht. Ich singe gern, aber wenn ich es zu Hause tue, kommt gleich von einem meiner Kinder: Mutti, lass es!!!!!!!! Also habe ich mir heute jemanden als Verstärkung mitgebracht, der euch etwas vorsingen soll. Als Thema ist das Kirchenjahr angesagt, das ja nicht mit unserem Kalenderjahr übereinstimmt. Wir kennen hier nicht die Zeit zwischen Neujahr und Silvester, sondern das Kirchenjahr beginnt mit der Adventszeit. Advent heißt Ankunft und leitet die Weihnachtszeit ein. Lichterglanz, Weihnachtsbaum, Geschenke, die von Herzen kommen – sollte man jedenfalls meinen! – Aber war da nicht noch etwas anderes?
Was hat wohl der Esel gedacht?
Nach Weihnachten kommt Epiphanias, das Fest der Erscheinung Christi oder die Heiligen drei Könige. Zwischen dem 6. Januar und dem Aschermittwoch folgen die Sonntage im Jahreskreis. Danach geht die besinnliche Zeit der Passion los, nach den tollen Tagen der Faschingszeit. Die Faschingszeit ist ein heidnisches Fest, das mit dem christlichen Glauben nichts gemein hat. Aber am Aschermittwoch beginnt die Passionszeit, reichlich 6 ½ Wochen bis Ostern, viele nutzen diese Zeit zu einer Fastenzeit. Bewusst auf etwas verzichten, sei es nun Alkohol, Süßigkeiten, Fernsehen oder was auch immer. Wir wollen jetzt auf ein Lied hören, das am Gründonnerstag entstanden sein könnte.
Wachet und betet mit mir
Text: Nach Christian Morgenstern (1871-1914)
„Am dritten Tage wird der Menschensohn auferstehen von den Toten“ So hat Jesus vorausgesagt. Und so ist es auch geschehen. Das Grab war nicht das letzte Wort. Ohne dies wäre das Erlösungswerk nicht vollendet worden.
Grablegung (über ein Gemälde nach Emil Nolde)
40 Tage hat Jesus nach der Auferstehung noch unter seinen Jüngern gelebt und sich vielen gezeigt. Dann wurde er für seine Qualen und sein Erlösungswerk belohnt und zu seinem himmlischen Vater geholt. Himmelfahrt ist der Donnerstag 10 Tage vor Pfingsten. Die Sonntage in dieser Zeit sind Kantate, Rogate und Jubilate – Singen, Beten und Jubeln. Dann kommt Pfingsten. Pfingsten leitet sich aus der Zahl 50 ab, ist also genau 50 Tage nach Ostern. Es ist ein Erinnerungsfest daran, dass Gott den Jüngern seinen heiligen Geist geschenkt hat. Das war die Geburtsstunde der christlichen Kirche. Und der heilige Geist wirkt auch heute noch unter, in und durch uns – wenn wir ihn wirken lassen!
O heilger Geist
Die Sonntage im Jahreskreis werden nach dem Sonntag nach Pfingsten fortgeführt. Die Fastenzeit hat 6 Sonntage, dann folgt Ostern, zwischen Ostern und Pfingsten zählt man 7 Wochen. Im Kirchenjahr ist dann erst einmal die Zeit des Zählens angebrochen. Der Sonntag nach Pfingsten ist der Dreifaltigkeitssonntag, Trinitatis ist das lateinische Wort. Und dann wird gezählt. Der 1., der 2., der 3. usw. Sonntag nach Trinitatis. Bis zum Erntedankfest. Wir sollen daran erinnert werden, für alles dankbar zu sein. Aber sind wir das auch immer? Oder geht es uns nicht eher wie der Blume im folgenden Lied?
Das Lied von der Blume
Hab ich da nicht die eine oder andere schmunzeln sehen? Ja, wir haben uns wohl alle ein wenig in dieser Blume wiedererkannt.
Das Jahr neigt sich dem Ende zu. Der Buß- und Bettag und der Ewigkeitssonntag schließen das Kirchenjahr ab. Und wir sollen daran erinnert werden, dass irgendwann auch unser Leben zu Ende geht. Aber ist das ein Grund traurig zu sein?
Ich gehe weiter
Es geht weiter. Der Tod ist nicht ein Punkt, sondern ein Doppelpunkt, hat mal jemand zu mir gesagt.
Letzte Worte
Ich weiß, dass mein Erlöser lebt
Es war im Jahre 1741, als eines Nachts ein gebeugter Mann in sich versunken durch die dunklen Straßen Londons schlurfte. Der Mann war Georg Friedrich Händel, der große Musiker. In seinem Gemüt stritten Hoffnung und Verzweiflung. Die Gunst der vornehmen englischen Welt hatte sich von ihm abgewandt. Bittere Not kam über ihn. Der schöpferische Funke erlosch, und mit noch nicht 60 Jahren fühlte sich Händel alt und lebensmüde. Ohne Hoffnung kehrte er in seine armselige Wohnung zurück. Da fiel sein Blick auf ein dickes Paket. Er öffnete es. „Ein geistliches Oratorium“ hieß die Überschrift. Händel ärgerte sich über den zweitrangigen Dichter und besonders über dessen Bemerkung: „Der Herr gab mir den Auftrag!“ Gleichgültig blätterte Händel im Text. Da sprang ihm eine Zeile in die Augen: „Er war verachtet und verschmäht von den Menschen. . . da war nicht einer, der Mitleid mit ihm hatte. . .“
Händel las weiter: „Er vertraute Gott. . . Gott ließ seine Seele nicht.. . Er wird dir Ruhe geben. . .“ Diese Worte füllten sich für Händel mit Leben und Erleben. Und als er noch weiterlas: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt. . . Frohlocke.. . Halleluja!“, da wurde es in Händel lebendig. Wunderbare Klänge überstürzten sich in seinem Innern. Der Funke von oben hatte ihn in Brand gesteckt. Händel griff nach der Feder und begann zu schreiben. Mit unglaublicher Schnelligkeit füllte sich Seite um Seite mit Noten.
Am nächsten Morgen fand ihn sein Diener über den Schreibtisch gebeugt. Er stellte das Tablett in Reichweite und ging hinaus. Am Mittag stand es noch unberührt da. Händel schrieb und schrieb. Zwischendurch sprang er auf und stürzte ans Cembalo, lief auf und ab, fuchtelte mit den Armen in der Luft und sang aus voller Kehle: „Halleluja, Halleluja!“ Der Diener fürchtete, Händel würde wahnsinnig, als ihm sein Herr sagte, die Tore des Himmels hätten sich vor ihm aufgetan und Gott selber sei über ihm. Vierundzwanzig Tage arbeitete Händel wie ein Besessener, fast ohne Ruhe und Nahrung. Dann fiel er erschöpft auf das Bett. Vor ihm lag die fertige Partitur des „Messias“.
Unter Händels persönlicher Leitung wurde der Messias 34mal aufgeführt. Am 6.4.1759 erlebte er zum letzten Mal sein eigenes Werk. Händel erlitt einen Schwächeanfall und wünschte sich, am Karfreitag zu sterben. Gott gewährte ihm diese Bitte und rief den großen Meister am Karfreitag, dem 14.4.1759, zu sich. Händel durfte zu dem gehen, den er so ergreifend besungen und der ihm sein Herz abgewonnen hatte, so dass Händel jubeln konnte: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“
[Aus: Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, S. 87 (1. April)]
Und das sollen auch meine letzten Worte für heute sein.