An ihren Ängsten sollt ihr sie erkennen
Wer hat Angst vorm schwarzen Mann? So hieß in meiner Kinderzeit ein Spiel. Wenn er kommt, dann reißen wir aus, riefen wir damals.
Doch nicht immer kann man ausreißen, nicht immer ist es möglich vor einer Gefahr zu fliehen. Manchmal muss man auch dableiben und alles durchstehen.
Angst kann mich lähmen, Angst kann mir das Blut in den Adern gefrieren lassen. Angst kann auch bewirken, dass ich lieber gar nichts mache als das Risiko einzugehen, auch mal etwas Falsches zu tun.
Wer vor lauter Angst nichts tut, verpasst viel. Christen, die nichts tun, weil sie Angst haben sich zu blamieren, verpassen allerhand.
Im Erste-Hilfe-Kurs haben wir mal gelernt, dass es besser ist, etwas Falsches zu tun, als untätig dazustehen und keinen Versuch zu machen Hilfe zu leisten.
Ich könnte jetzt sogar noch weitergehen und sagen, wer keine Hilfe leistet oder wenigstens versucht, macht sich strafbar. Unterlassene Hilfeleistung nennt man das. Und wenn ich aus lauter Angst nicht einmal meinen Mund auftue und Unrecht beim Namen nenne, dann mache ich mich der unterlassenen Hilfeleistung schuldig.
Jesus hat einmal eine Geschichte von unterlassener Hilfeleistung erzählt. Da gehen ein Priester und ein Tempeldiener an einem Schwerverletzten vorbei, vermutlich aus Angst, die Täter könnten noch in der Nähe sein oder zurückkommen. Also nichts wie sich aus dem Staub machen! Erst der nächste, der vorüberkommt, ein Verachteter, einer, dem man nichts Gutes zutraut, der hilft. Er handelt dem Schwerverletzten gegenüber so, wie man es auch von uns Christen erwarten könnte.
Sehen wir die Schwerverletzten in unserer Nachbarschaft? Sehen wir die Hilfesuchenden?
Tätige Nächstenliebe, ohne Angst Gutes tun – das ist es, was Christen auszeichnet.