HERR, Gott Israels, es ist kein Gott weder droben im Himmel noch unten auf Erden dir gleich, der du hältst den Bund und die Barmherzigkeit deinen Knechten, die vor dir wandeln von ganzem Herzen.
1. Könige 8, 23b
Das „Gebet Salomos zur Einweihung des Tempels“ so heißt dieser Abschnitt aus der Heiligen Schrift. Und aufs erste Hören ist uns das alles so fremd und so fern wie der König Salomo, wie der Tempel von Jerusalem und wie seine Einweihung vor fast 3000 Jahren!
Man hört da Staunen und in diesem Staunen ein Lob des Schöpfers und Herrn der Welt. Man sieht das Kopfschütteln über dieses Wunder damals und heute, dass dieser Gott, der das Universum gemacht hat, sich mit uns kleinen Geschöpfen abgibt.
Aber auch das „Höre Israel, es ist kein Gott als Gott allein“ klingt hier durch!
Und man spürt die Demut Salomos, der doch ein König war und dem es dennoch bewusst ist, wie viel größer dieser Gott ist, als all unser Denken und Begreifen, unser Ahnen und Vermögen, unser Rühmen und Loben: Unfassbar bist du, Gott, größer als das Weltall und alles, was wir uns vorstellen können, wie solltest du da in einem Tempel wohnen, den Menschen gemacht haben und der in all seiner Pracht nicht wert ist, dass auch nur dein Schatten darauf fällt! Vers 27 sagt es: „Aber sollte Gott wirklich auf Erden wohnen? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?“
Und es war doch zur Zeit Salomos, und es ist doch heute und es wird immer, so lange Menschen auf dieser Erde wohnen, das größte, gewaltigste und schönste Wunder sein, dass Gott eben nicht im Himmel geblieben ist, nicht dort oben thront und auf uns herabsieht, sondern dass er herabsteigt in Tempel und Kirchen, aber auch in Stall und Haus, Schlösser und Hütten, in unsere alltägliche Erfahrung, unser Leben und die Beziehung mit solchen Leuten, wie wir es sind.
Von seinem Vater David hatte Salomo nicht nur dessen unerschütterliche Zuversicht geerbt, sondern auch den Traum, für die kleinen und großen Kinder Israels ein Haus zu errichten, in dem es sich gut beten ließ. Ein Ort für alle, um Gottesdienste zu feiern – um Gemeinschaft zu erleben, untereinander und vor allem auch mit Gott. Und so ließ König Salomo mitten in der Hauptstadt Jerusalem einen für damalige Verhältnisse prächtigen und aufwendigen Bau errichten: den Tempel. Und als das Haus Gottes, wie der Tempel auch genannt wurde, nach sieben Jahren Bauzeit endlich fertig gestellt war, gab’s natürlich eine große Einweihungsfeier.
Und Salomo gerät regelrecht ins Schwärmen während seiner Rede. Seine Rede wird zum Loblied.
Und auch wenn wir bisher den Vers noch nicht gekannt haben – mir war er auch nicht vertraut – jetzt kennen wir ihn wenigstens und den Zusammenhang, in dem er steht.