Die Schöpfung

SAMSUNG CAMERA PICTURESDie folgende Predigt habe ich zum ersten Mal in meiner Heimatgemeinde am 21.04.2013 gehalten.
Ich habe zu Hause eine DVD-Box mit drei DVDs.

Das ist ja wohl nichts Besonderes, wird mancher sich jetzt denken. Und damit hat er Recht.

Was diese drei DVDs in meinen Augen besonders macht – auf der Box ist ein großes weiß angemaltes Gesicht zu sehen. Ein Auge fällt sofort auf. Dieses Auge gehört Carlos Martinez – einem der weltbesten Pantomimen. Carlos Martinez ist bekennender Christ und hat in seinem Repertoire auch etliche biblische Themen oder Themen mit Glaubensbezug verarbeitet. Das erste Stück, das ich von ihm gesehen habe, heißt „Die Schöpfung“ – damals aufgeführt bei einer ProChrist-Veranstaltung im Jahre 2000.

Unglaublich einfühlsam und eingängig zeigt Carlos Martinez hier, wie der Schöpfer die Erde formt – ein Berg entsteht, das Meer, eine lustige Einlage ist die Darstellung, wie mittels eines Salzstreuers das Salz ins Meer kommt, der Zuschauer erlebt mit, wie die Menschen geformt werden und ihnen der Atem eingehaucht wird, und zum Schluss der Schöpfung freut sich der Schöpfer daran, dass der erste Mann die erste Frau in den Arm nimmt und sie küsst. ALLES WAR GUT!

Genauso bildhaft wird die Schöpfung in unserem heutigen Predigttext beschrieben, man kann es sich richtig vorstellen, wie alles passiert…wenn ich jetzt den Predigttext lese, bleibt bitte sitzen, es ist ein ziemlich langer Text.
Ich lese 1.Mose 1,1-4a, 26-31, 2,1-4a

1 Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.

2 Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.

3 Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.

4 Und Gott sah, dass das Licht gut war.

26 Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere des Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.

27 Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.

28 Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

29 Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.

30 Aber allen Tieren auf Erden und allen Vögeln unter dem Himmel und allem Gewürm, das auf Erden lebt, habe ich alles grüne Kraut zur Nahrung gegeben. Und es geschah so.

31 Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag.

1 So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer.

2 Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.

3 Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.

4 So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden. Amen

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde – da fällt mir gleich eine andere Stelle in der Bibel ein, die mit dem gleichen Wort beginnt: Am Anfang war das Wort. So beginnt das Johannesevangelium.

Und dieses Wort spricht: Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es passiert genau wie er es sagt. Steht doch auch in den Psalmen: Psalm 33,9: Denn wenn er spricht, so geschieht’s; wenn er gebietet, so steht’s da.

Und so wird es auch Licht, es wird hell. Vorher war alles wüst und leer – Tohuwabohu, dieser Ausdruck, den wir manchmal für ein völliges Durcheinander benutzen, Tohuwabohu bedeutet nichts anderes als „wüst und leer“. Das Licht ist das Erste das Gott erschuf. Und Gott sah, dass das Licht gut war. Natürlich, denn es ist ja für uns unglaublich wichtig: Das Licht bewirkt, dass wir sehen können, dass wir gesehen werden können. Das Licht ist Grundlage dafür, dass die Pflanzen das für uns so lebenswichtige Chlorophyll produzieren – Lieferant des Sauerstoffs, den wir atmenden Lebewesen zum Überleben brauchen. Das Licht ist die Grundlage des Lebens schlechthin – kaum ein Lebewesen kann ohne Licht existieren, außer vielleicht am Meeresgrund oder in tiefen Höhlen, wo kein Lichtstrahl hinkommen kann.

Die Finsternis – das sogenannte Gegenteil vom Licht – wird nicht erschaffen – sie ist nur „das Fehlen des Lichtes“…

Was das Licht oder das fehlende Licht bei uns bewirken kann, haben wir im vergangenen Winter am eigenen Leibe spüren können – der dunkelste Winter seit –zig Jahren, der kälteste März seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, trotz Schnee war kaum einmal die Sonne längere Zeit zu sehen.

Ich arbeite in zwei Altenpflegeheimen in der Verwaltung, und im vergangenen Winter sind so viele Bewohner verstorben wie in keinem vergleichbaren Zeitraum in den Jahren zuvor…mancher begründet diese überdurchschnittliche Sterblichkeit auch mit der dunklen Zeit, mit dem Fehlen des Lichtes…

Jetzt wird es endlich heller, und wir können sehen, wie alles dem Licht entgegenstrebt, wie die Schöpfung erwacht aus dem Winterschlaf, alles hat nur darauf gewartet, dass die Sonne wieder da ist – eine richtige Explosion passiert da draußen in der Natur! Licht und Leben sind untrennbar miteinander verbunden.

Und Gott sah, dass das Licht gut war.

Die Schöpfungsgeschichte geht weiter – jeden Tag kommt etwas Neues hinzu, und jedes Mal – insgesamt sechsmal – heißt es: „Und Gott sah, dass es gut war.“ Als Krönung der Schöpfung wird der Mensch erschaffen…

Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.

Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei – dieses „UNS“ deutet bereits auf die Dreifaltigkeit Gottes hin – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und die Menschen sind zum Ebenbild Gottes geschaffen – das sollten wir uns aber nicht so vorstellen, wie es Carlos Martinez überspitzt darstellt – er holt einen Spiegel heraus, sieht hinein und formt dann an dem Menschen herum, bis er zufrieden ist. Nein, die Menschen sind als Gegenüber Gottes seine Geschöpfe, wir Menschen sind dazu bestimmt, sein Partner, sein Helfer, sein Vertrauter zu sein…

Und doch: der Mensch ist auch Ebenbild Gottes, ganz gleich wie er aussieht – ganz gleich ob er dick oder dünn, groß oder klein, hübsch oder hässlich, alt oder jung ist. Wenn wir uns umschauen, dann sehen wir einander mehr oder weniger ähnlich, trotzdem ist eine unglaubliche Vielfalt da…denken wir doch nur an die verschiedenen Talente, die wir haben, an die Gaben, die wir nutzen können…und genauso vielfältig ist der Schöpfer, der uns gemacht hat.

Du bist ein Ebenbild Gottes, denk dran, wenn du dich einmal minderwertig fühlen solltest, wenn du denkst, du bist nicht so viel wert wie ein anderer, denk dran, was im Psalm besungen wird: Psalm 8,6 Du hast ihn wenig niedriger gemacht als Gott, mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt.

Damit ist jeder gemeint, auch Du!

Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau. Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alles Getier, das auf Erden kriecht.

Zum Bilde Gottes sind wir gemacht, als Mann und Frau…Mann und Frau sind in einem Atemzug genannt, als gleichberechtigte Partner, keiner soll über dem anderen stehen. Und Gott segnet sie beide – dies ist bereits der zweite Segen, den Gott ausspricht, der erste kommt einige Verse eher, da segnet Gott mit fast denselben Worten die Tiere.

Beide – Menschen und Tiere – erhalten nun einen Auftrag: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde.Der Auftrag an die Menschen geht allerdings noch weiter: Machet sie euch untertan und herrschet über Fische, Vögel, Vieh und alles Getier.

Der Mensch als Krönung der Schöpfung soll die Tiere beherrschen – das heißt aber nicht, er soll sie ausbeuten. Der Herrscher hat eine Verantwortung – wie wird heute aber diese Verantwortung erfüllt?

Ist es verantwortlich zu nennen, wenn das Meer als riesige Müllhalde verkommt? Erst kürzlich sah ich im Fernsehen einen Beitrag, in dem gezeigt wurde, wie viel Plastikmüll bereits in den Weltmeeren schwimmt und den Fischen zur Gefahr wird, ihnen die Lebensgrundlage entzieht.

Ist es verantwortlich zu nennen, wenn Tiere unter unmenschlichen Bedingungen – hier hat dieses Wort wahrhaft eine Berechtigung – wenn Tiere unter unmenschlichen Bedingungen dahinvegetieren, bloß um so billig wie möglich Fleisch, Eier oder Wolle zu produzieren?

Gewinnmaximierung, das ist das Ziel. Aber wo bleibt das Recht der Schöpfung auf ein lebenswertes Leben? Was ist mit uns? Denken wir darüber nach, wenn wir im Supermarkt nach Schnäppchen suchen, dass dies auch auf Kosten der Tiere so preiswert ist? Ich nehme mich da nicht aus – wenn ich ehrlich bin, denke ich selten daran, Hauptsache ich kaufe preiswert ein.

Wir sollten mehr darüber nachdenken, dass alles was wir tun, sich auswirkt auf unsere Umwelt, auf unsere Nachkommen, auch auf uns selbst.
Ich habe einen wunderbaren Spruch gefunden, der eben dies aussagt:

Nachhaltig ist etwas anderes als hinterhältig – ist auch nicht das Gegenteil von Vorbehalt oder Nachlass…

Wenn jemand den zukünftigen Generationen etwas vorenthält, handelt er nicht nachhaltig.

Ulkigerweise jedoch, wenn er für sie etwas vorhält, handelt er eben gerade nachhaltig.

(Wiederholen)

Die Schöpfung bewahren, das ist und bleibt unsere Aufgabe, dazu hat uns Gott beauftragt und befähigt. Der Schriftsteller Robert Louis Stevenson, der Erfinder der Schatzinsel und der beiden Personen Dr. Jekyll und Mr. Hyde, prägte folgenden Satz:

„Die Welt ist mit so vielen Dingen gefüllt, dass wir alle glücklich wie Könige sein sollten.“

Weil wir die Könige sind in der Schöpfung und weil wir diese wundervolle Schöpfung anvertraut bekamen, sind wir in die Pflicht genommen sie zu bewahren. In unserem Predigttext ist auch die Begründung für dieses In-die-Pflicht-genommen-Sein vorhanden…

Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.

Es war sehr gut, steht hier – nicht mehr nur „es war gut“ wie in den Versen zuvor, nein, „es war sehr gut“. Alles zusammen, die ganze Schöpfung, alles zusammen in seiner Einheit, in der Gesamtheit, in der Vielfalt – dies alles ist sehr gut.

Paulus nimmt in seinem Brief an Timotheus darauf Bezug: 1Tim. 4,4: Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird.

So schreibt er. Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut….

Einen weiteren Vers möchte ich mit euch betrachten.

Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise.

Ursprünglich waren die Menschen also Vegetarier. Dies wurde allerdings nach der Sintflut durch Gott selbst geändert, denn da heißt es in 1. Mose 9,1-3:

1 Und Gott sprach zu ihnen (zu Noah und seinen Söhnen): Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde;

2 Alles, was sich auf dem Erdboden regt, und alle Fische des Meeres, in eure Hand sind sie gegeben.

3 Alles, was sich regt, was da lebt, soll euch zur Speise sein; wie das grüne Kraut gebe ich es euch alles.

Es ist uns freigestellt, ob wir nur vegetarische oder auch fleischliche Kost genießen, wir haben die Möglichkeit uns zu entscheiden, beides ist im Plan Gottes vorgesehen.

Nun ist die Schöpfung vollendet, nun ist alles „sehr gut“, nun kommt die Ruhe.

Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte.

Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.

Gott ruhte am siebenten Tag – das soll nicht heißen, dass Gott müde oder überanstrengt war von seiner Schöpfungstätigkeit. Nein, er ruht vielmehr zufrieden nach der Vollendung seiner Aufgabe, die er sich vorgenommen hat.

Und noch eines zeigt sich hier: Gott segnete den siebenten Tag, heißt es. Dies ist das dritte Mal, dass vom Segen die Rede ist. Diesmal ist es kein Lebewesen, sondern die Ruhepause, die nach getaner Arbeit an der Reihe ist, die Pause, die ermöglicht, das vollendete Werk zu betrachten, zu genießen, was geschaffen wurde. Außerdem zeigt sich sein vorausschauendes Wirken und Lieben. Weil wir nur Menschen sind mit einer begrenzten Kraft, deshalb hat Gott den siebenten Tag als Ruhetag eingesetzt. Der Ruhetag bringt uns dazu einmal abzuschalten – er ist dazu gedacht, wirklich zur Ruhe zu kommen, er will uns vor einem Burnout schützen…Keiner kann immer nur unter Hochspannung arbeiten, dann kommt irgendwann der Zusammenbruch.

In Hesekiel 20,12 heißt es: Ich gab ihnen auch meine Sabbate zum Zeichen zwischen mir und ihnen, damit sie erkannten, dass ich der HERR bin, der sie heiligt.

Der Sabbat – ganz gleich ob es nun der Samstag ist oder der Sonntag – ist geheiligt durch denjenigen, der alles geschaffen hat. Gott ist der Schöpfer aller Dinge, wie wir auch im Glaubensbekenntnis sagen: Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde. Der Mensch ist das Ebenbild Gottes, die Krone der Schöpfung, und als solches verantwortlich für den Umgang mit ihr.

Das schließt auch verantwortlichen Umgang mit sich selbst ein – dafür wurde der Ruhetag, der Sabbat eingeführt. Lasst uns daran denken jetzt in dieser Zeit, in der die Schöpfung wieder zu neuem Leben erwacht.

Amen

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