Was betrübst du dich, meine Seele

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Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. Psalm 42,12

Dieser Psalm ist vielleicht nach dem 23. Psalm einer der bekanntesten. Für mich jedenfalls. Diesmal nicht vom Meister der Psalmen, David, sondern von den Söhnen Korachs. Und der Vers, den ich oben zitiere, kommt gleich zweimal im Psalm vor, nicht nur der 12., sondern auch schon der 6. Vers ist wörtlich derselbe. Wie der Refrain eines Liedes.

Schauen wir uns die Strophen mal an:

Die erste Strophe – Verse 2 bis 5 – ist wie eine Achterbahn. Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue? V. 2 u. 3

Zuerst wird der Durst besungen, der nach frischem Wasser, dann der nach dem lebendigen Gott – wird ja an anderer Stelle als Synonym verwendet – der vierte Vers ist wieder feucht, diesmal von Tränen. Meine Tränen sind meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo ist nun dein Gott? V. 4

Aber dann kommt die Rede auf das Feiern, Frohlocken und Danken wird genannt, mit Gleichgesinnten. Daran will ich denken und ausschütten mein Herz bei mir selbst: wie ich einherzog in großer Schar, mit ihnen zu wallen zum Hause Gottes mit Frohlocken und Danken in der Schar derer, die da feiern. V. 5

Und dann folgt das erste Mal der Refrain.

Warum bist du so dumm, warum bist du nicht froh, du dumme Seele? Du wirst schon sehen, dass alles gut wird, weil Gott alles gut macht. ——– so könnte man ihn auch noch übersetzen. ALLES WIRD GUT – den Spruch kennen wir ja wohl alle.

Dann kommt die zweite Strophe – die Achterbahnfahrt geht weiter: jetzt wird Gott berichtet, dass die Seele nicht froh sein kann. Mein Gott, betrübt ist meine Seele in mir, / darum gedenke ich an dich aus dem Land am Jordan und Hermon, vom Berge Misar. V. 7

Und feucht wird es wieder, nein sogar sehr nass, denn alle Wasserwogen und Wellen gehen über den Psalmbeter. Deine Fluten rauschen daher, / und eine Tiefe ruft die andere; alle deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich. V. 8

Wenn er jetzt nicht schwimmen kann, ist es wohl aus. Oder ist es auch wieder nur ein Synonym für Gefahr?

Es könnte sein, dass dieser Psalm entstanden ist, als König Josaphat gegen die Ammoniter kämpfte. In 2. Chronik 20 ist ein Vers, der heißt:  Die Leviten aus den Sippen Kehat und Korach standen auf und stimmten ein Loblied an. Sie priesen den Herrn, den Gott Israels, so laut sie konnten. V. 19

Zwischendurch kommt dann wieder ein Lichtblick, ein Teil Zuversicht im Vers 9: Am Tage sendet der HERR seine Güte, und des Nachts singe ich ihm und bete zu dem Gott meines Lebens.

Die Verse 10 und 11 dagegen sind ein Schrei der Verzweiflung:

Ich sage zu Gott, meinem Fels: Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich dränget? Es ist wie Mord in meinen Gebeinen, / wenn mich meine Feinde schmähen und täglich zu mir sagen: Wo ist nun dein Gott?

Mordgelüste hat der Psalmbeter hier sogar – am liebsten mitten dreinschlagen in die Lästerer! Vielleicht geht’s ihm dann besser?

Oder ist das so zu verstehen, dass er sich tot fühlt? Alles abgestorben?

Doch dann schwenkt er wieder um und bringt den Refrain des Liedes. Hat er wohl doch noch rechtzeitig die Kurve gekriegt?

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