Viele Glieder – ein Leib
Diese Andacht habe ich mal im Frauenfrühstück meiner Gemeinde gehalten.
Grundlage für meine Ausführungen ist 1. Korinther 12, ab Vers 12. Wer will, kann es dort erst einmal nachlesen.
Vielleicht kennt Ihr die alte Fabel vom Aufstand der Organe: Eines Tages hatten es die Organe und Körperteile satt, für den Magen die Nahrung zu beschaffen. Sie beklagten sich darüber, dass der Magen nichts für sie tat. So beschlossen sie, den Magen nicht mehr mit Nahrung zu versorgen. Dadurch wollten sie ihn zwingen, selbst tätig zu werden. Die Hände führten kein Essen mehr in den Mund, die Zähne kauten nicht mehr.
Doch der Magen tat nichts – er konnte nichts tun – um Nahrung zu beschaffen. Und so wurde der Körper immer schwächer und drohte zu verhungern. Also nahmen die Organe und Körperteile ihre Arbeit wieder auf.
Diese Fabel aus der antiken griechischen Literatur war den Zuhörern und Zuhörerinnen der Briefe des Apostels Paulus sicher bekannt. An dieses Bild knüpft er an, wenn er die Gemeinde in Korinth als einen Körper beschreibt, in dem jedes Glied seine Aufgabe hat. Eine Hand oder ein Fuß ist für sich allein unbrauchbar. Nur zusammen ergeben die Bestandteile eines Körpers einen Sinn – die Einzelteile sind aufeinander angewiesen.
Und die Einzelteile kommunizieren miteinander – sicher kennen viele das altbekannte Dialogstück von Otto Waalkes…
Der menschliche Körper Songtext
Ich habe den Text aus urheberrechtlichen Grünen entfernt – wer mag, kann sich ihn ja in den Weiten des WWW ansehen.
Er ist ein bisschen übertrieben, aber es zeigt dass doch jeder für etwas gut ist. Jeder ist anders, jeder ist wichtig, jeder kann etwas, nicht jeder kann das was der andere kann.
Paulus redet in seinem Brief mit den Korinthern wie mit Kindern. Aber das ist auch gut so, wer sich Kindern verständlich macht, der kann sicher sein, dass ihn alle verstehen, sofern er nicht allzu sehr in die „DuDu“- und „Teita“-Sprache verfällt. Lange dachte man so mit Kindern reden zu müssen, aber eigentlich ist das auch nichts anderes als Zungenrede: Niemand versteht’s, wenn’s nicht übersetzt wird.
Aber wie in Geschichten für Kinder bekommen die Körperteile ein eigenes Leben. Sie erhalten eine eigene Sprache, eigene Gefühle, eigene Interessen.
Der Fuß will Hand werden, das Ohr ist neidisch auf das Auge, und wenn alle Auge sein wollen, dann fehlt dem Körper alles Wesentliche, denn was will er mit dem Gesehenen, wenn er es nicht verarbeiten kann, wenn er kein Gemüt hätte um sich an den schönen Bildern zu freuen, wenn er sie sieht, oder wenn er keine Arme hätte, um mit anzupacken, wenn er sieht, wo er gebraucht wird und woher sollte er wissen, dass er gebraucht wird, wenn er nicht ein Gehirn hätte, das Gesehenes mit Erinnerung, Erfahrungen und Gelerntem verbindet, um dann eine Entscheidung zu treffen.
Denkt einmal darüber nach, was jeder am besten kann. Jede/r kann aufschreiben, was er/sie am besten kann. Ich bin gespannt, was hier alles an Talenten zutage kommt. Und dann kann sich jede/r das Körperteil aussuchen, das am meisten entspricht.
Ganz interessant, nicht wahr? Die Frage ist jetzt allerdings, setzen wir diese Talente auch ein und wo?
Eine weitere Frage stellt sich – nein, keine Frage, eher der Hinweis, dass Ausgewogenheit wichtig ist. Manchmal gibt es nur Köpfe. Manche Gemeinden schlafen ein, weil Christen ihre Funktion nicht ausüben. So wie es im richtigen Körper ist, dass Muskeln, die nicht gebraucht werden, erschlaffen.
Wir können nicht alle Hände sein, so wie Paulus schon geschrieben hat „Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte er deshalb nicht Glied des Leibes sein? Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte es deshalb nicht Glied des Leibes sein? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch?“
Und mir drängt sich noch eine Frage auf: Ist ein Teil, eine Gabe, ein Talent, wie auch immer man es nennt, ist irgendetwas wichtiger als etwas anderes? Eigentlich ist die Frage vorhin schon beantwortet…mit einem ganz dicken NEIN…
Trotzdem denke ich, hat mancher vielleicht doch Hemmungen, Komplexe, macht sich zu viel Gedanken, glaubt, dass er etwas nicht so gut kann wie der andere und deshalb doch lieber gar nicht mitmacht.
Paulus schreibt ja darüber: „gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich“ und etwas weiter: „Gott hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen“ – das heißt auf gut deutsch „Keiner ist überflüssig!“
Und deshalb kommt jetzt zum Schluss noch das Lied von Paul Janz, das durch Jürgen Werth ins Deutsche übertragen wurde: Du bist du – auch hier aus urheberrechtlichen Gründen kein Text. Tut mir leid, iss aber so…