Die Dresdner Frauenkirche ist schon ein beeindruckendes Bauwerk. Das ist sie schon immer gewesen. Selbst als Trümmerhaufen war sie imposant.
Als es an den Wiederaufbau der Frauenkirche ging, wurden die Steine aus den Trümmern geborgen, klassifiziert, nummeriert und fein säuberlich sortiert gelagert. Sie sollten im späteren neu errichteten Bauwerk ihre alten Plätze einnehmen. Und daher kommt die unregelmäßige Struktur des Mauerwerks. Alt ist neben neu eingebettet in ein wieder aufgebautes Gebäude. Die alten Steine fallen auf, sind sie doch bedeutend dunkler als die neuen. Und die alten Steine sollen mahnen, uns erinnern an das, was damals geschehen ist und was sich nicht wiederholen soll.
Das lässt mich nachdenken über mein eigenes Leben. Ist es nicht so, dass auch in meinem Leben Vergangenes neben Neuem existiert? Ist es nicht so, dass vergangene Erlebnisse wie Bausteine auch in meinem Leben eingebaut sind? Was würde es mir bringen, wenn ich die Vergangenheit leugnen würde, wenn ich so täte, als gäbe es sie nicht? Dann würden wohl viele Lücken in meinem Leben entstehen. Dann hätte ich in meinem Lebensgebäude doch unübersehbare Löcher. Löcher, die unter Umständen sogar das Lebensgebäude zum Einstürzen bringen könnten, weil es doch wie wohl bei jedem anderen auch ganz schön viele wären und die Stabilität nicht mehr ausreichend ist.
Kann ich das überhaupt – die Vergangenheit ungeschehen machen? Das wohl nicht, aber ich kann aus den Erfahrungen lernen, die ich gemacht habe, seien es positive oder auch negative. Auch schlechte Erlebnisse prägen uns. Und wir dürfen aus ihnen lernen – gerade aus diesen.