Nein, es war keine stille Nacht. Überall war lebhaftes Treiben. Die Marktschreier hatten Hochkonjunktur, waren doch die Städte und Dörfer überfüllt von Menschen, die sich aufgrund einer Laune des Herrschers registrieren lassen mussten.
Gasthäuser waren überfüllt, immer wieder kamen Reisende an die Türen der Herbergen und klopften und baten um ein Nachtlager, doch keiner hatte noch Platz, um irgendjemanden bei sich aufzunehmen. Die Preise für eine Unterkunft stiegen ins Unermessliche. Hektik und Stress bestimmten den Alltag der Menschen. Der Lärm der Straße dröhnte in den Ohren. Nein, es war alles andere als eine stille Nacht. Es war keine stille Nacht, so wie sie uns das Weihnachtslied vermitteln will.
Doch in Maria war es still. Sie konnte die Stille bewahren, die Worte der Hirten in sich bewegen, weil sie etwas wusste, was keiner wusste. Sie hatte es schon in ihrem Adventslied, dem Magnificat, zum Ausdruck gebracht: Das Kind, das sie zur Welt gebracht hatte, das sollte zum Retter der Welt werden, das sollte alles umkrempeln, das sollte das Unterste zuoberst kehren, und die Ersten sollten die Letzten, und die Letzten sollten die Ersten werden.
Und jetzt kann es auch in uns ganz still werden nach der ganzen Hektik der Vorweihnachtszeit. Machen wir es einfach wie Maria – werden wir still…im Stall von Bethlehem…hören wir auf das Lied der Engel…hören wir auf die Worte der Hirten, die erzählen, was ihnen passiert ist…knien wir wie die Hirten vor dem Kind in der Krippe nieder…und erkennen wir, dass wir den Retter der Welt vor uns haben.
Danke, Vater.