Führe uns nicht in Versuchung

2016-05-13Führe uns nicht in Versuchung

„Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen…“

„Nichts lieber als das! Melde bitte Personen oder Situationen, durch die du versucht wirst.“

„Wie meinst du das?“

„Du kennst doch deine schwachen Punkte. Unverbindlichkeit, Finanzverhalten, Sexualität, Aggression, Erziehung. Gib dem Versucher keine Chancen!“

„Ich glaube, dies ist das schwierigste Vaterunser, das ich je gebetet habe. Aber es hat zum ersten Mal etwas mit meinem alltäglichen Leben zu tun.“

„Schön! Wir kommen vorwärts. Bete ruhig zu Ende.“

Ich habe irgendwo eine Erklärung gelesen zu dieser Bitte „Führe uns nicht in Versuchung“. Danach ist es ein falscher Begriff, wenn der Mensch in diesen Worten herauslesen will, er würde durch Gott versucht. Gott versucht niemanden, so stand in der Erklärung.

In diesem Falle würde es sich nur um eine unsichere Überlieferung handeln, welche dieses Wort Versuchung aus Ungeschick wählte. Im richtigen Sinne wäre es einzureihen in Begriffe wie Verirren, Verlaufen, also falsch laufen, falsch suchen auf unserem Weg. Es hieße so viel wie: „Lass uns nicht falsche Wege einschlagen, nicht falsch suchen, lass uns nicht die Zeit vertrödeln oder vergeuden!“

Diese Bedeutung sollte der Mensch auch schon heraushören durch den sich anschließenden und ja auch dem Wortlaute nach direkt dazu gehörenden Zusatz: „Sondern erlöse uns von dem Bösen!“

Das „sondern“ würde deutlich genug die Zusammengehörigkeit zeigen. Der Sinn wäre gleichbedeutend mit: „Lass uns das Böse erkennen.“

Man kann sich natürlich darüber streiten, ob diese Erklärung vielleicht die Bedeutung des Gebetes verharmlosen will oder nicht, ich kann jedenfalls damit gut leben. Gott macht keine Fehler, und er will uns nicht in die Irre führen. Im Gegenteil, er will uns helfen, aus dem Irrgarten oder dem dunklen Wald, in dem wir uns manchmal befinden, herauszukommen.

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