Ich glaube, Paulus war ein Sportfan. Wie ich darauf komme? Er hat einige Male über Sport geschrieben. Eine Stelle ist mir besonders aufgefallen, nämlich:
1. Korinther 9, 24: Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt.
Ich bin Eishockey-Fan, jeder der mich kennt und mein früheres Auto mal gesehen hat, weiß das. Und bei einem Spiel ist mir aufgefallen, dass die Gemeinde und die Eishockey-Fan-Gemeinschaft sich gut miteinander vergleichen lassen.
Zuerst die Akteure:
Spieler: Das sind diejenigen, die in der Gemeinde dienen, die ein Amt ausüben (Chorleiter, Organist, Jugendleiter, Hauskreisleiter, Kindergottesdienst-Leiter, Verwalter, Laienprediger usw.).
Die Stürmer sind diejenigen, die die Tore schießen oder vorbereiten sollen. In der Gemeinde ist das der Erfolg bei der Evangelisation oder ein gutes seelsorgerliches Gespräch. Zeugnis geben, den anderen von Jesus und von seinen Erfahrungen mit ihm zu erzählen, das macht einen guten Stürmer aus. Und wenn jemand sich „bekehrt“, wie es so schön heißt, dann hat der Stürmer ein Tor geschossen. Und es darf gejubelt werden.
Die Verteidiger sollen die Tore verhindern und den Torraum freihalten. In der Gemeinde würde ich das so sehen, dass Fehltritte, also Sünden verhindert werden sollen. Verteidiger sind diejenigen, die die anderen vor Fehlern warnen. Dazu gehört viel Aufmerksamkeit und auch Zeit. Vor allem aber Mut, auf jemanden zuzugehen. Ein Verteidiger verletzt sich oft bei dem Versuch, dem gegnerischen Stürmer den Puck abzujagen.
Der Torhüter ist letztendlich oft die letzte Station vor dem Tor. An ihm hängt die ganze Verantwortung, einen Schuss, der an den anderen vorbeigegangen ist, doch noch abzuwehren. Und wenn das nicht gelingt? Dann wird er oft als Fliegenfänger bezeichnet. Und in der Gemeinde? Ist er derjenige, zu dem zwei mit ihrem Anliegen kommen können, weil sie sich nicht einig werden können. So wie es in Matthäus 18, 15+16 steht: Sündigt aber dein Bruder an dir, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen. Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch den Mund von zwei oder drei Zeugen bestätigt werde.
Die übrige Gemeinde – das sind die Zuschauer, die beobachten, sich das Spiel anschauen, z. T. alles besser wissen, aber nicht mitmachen können bzw. wollen. Keine Verantwortung übernehmen, aber immer ihren Senf dazugeben. Und wehe, es passiert einem der Akteure ein Fehler! Aber dann!
Aber wenn die eigene Mannschaft ein Tor schießt, ist der Jubel groß! Und dann wird gesagt: „Wir haben ein Tor geschossen!“ Auch wenn gar keiner der Zuschauer auf dem Eis war, heißt es dann plötzlich „wir“! Im Gegensatz zu „Ihr seid verantwortlich!“, wenns mal daneben geht. In der Gemeinde, ja da gibt es auch solche Konsumentenchristen, die sich hinsetzen, schön bequem möglichst, die Arme verschränken und sagen „Nu macht mal!“
Es gibt auch noch außenstehende Personen, die nicht zum Team gehören, aber wichtig sind für das Spiel – die Schiedsrichter und Linienrichter: Die so genannten „Unparteiischen“ sind diejenigen, die etwas außerhalb stehen und schlichten sollen: Superintendent, Bischöfin, Mentoren, aufsichtsführender Pastor usw.
Von ihnen wird erwartet, dass sie sich zwar heraushalten, aber jeden Regelverstoß sehen und die Spieler zurückpfeifen. Können sie ja gar nicht immer, da sie ja auch nicht allwissend, nicht allmächtig und nicht allgegenwärtig sind. Und wie schnell ist die Gemeinde – sind die Zuschauer – dann dabei, auf die blöden und blinden Schiris zu schimpfen!
Ganz wichtig für das Team ist der Trainer: Ja, da wird’s schwerer. Wer ist der Trainer in der Gemeinde? Eigentlich sollte es der Pastor oder die Pastorin sein. Der Trainer sollte die Spieler und auch die Zuschauer in seinen Bann ziehen. Der sollte jedem etwas vormachen können. Und wenn der selbst noch nicht fertig ist? Wenn der selbst noch ein Lernender ist? Der Trainer ist z. T. auch dafür zuständig, den Spielerkader aufzufüllen, wenn jemand ausfällt. Er hat die Aufgabe, den jeweiligen Spieler entsprechend seiner Talente einzusetzen. Ein Stürmer wird kaum ein guter Torwart sein. Dazu muss der Trainer aber auch alle Spieler gut kennen. Und das kostet auch viel Zeit und Mühe.
Und wenn der Trainer die Mannschaft nicht mehr erreicht? Wenn er sie nicht mehr motivieren kann? So manches Mal ist dann ein Trainer ausgewechselt worden. An anderer Stelle – in einer anderen Gemeinde, einem anderen Umfeld – kann es ja dann ganz anders laufen. Hab ich jetzt Gemeinde gesagt? Ich meinte natürlich Sportverein.
Der Trainer heißt Trainer, weil er die Mannschaft trainiert. Und hier komme ich wieder zu Paulus. Er schreibt in seinem Brief: Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.
Auch wir müssen trainieren – da gibt es so viele Dinge, die zu üben sind. Vor allen Dingen das Gebet. Das kann man üben. Die Nächstenliebe. Die kann man üben und ausüben. Die Wahrheit. Die kann man üben und aussprechen. Alles in Liebe. Das alles ist möglich einzuüben. Und wie können uns auch gegenseitig helfen, uns als Co-Trainer gegenseitig unterstützen.
Nun will ich ein bisschen über die Regeln sprechen.
Ein Spiel dauert 60 Minuten, genauso lange wie ein durchschnittlicher Gottesdienst. Das heißt, ein Spiel dauert länger, aber gespielt wird genau 60 Minuten. Bei jeder Unterbrechung wird die Uhr angehalten, so dass auch mal locker 3 Stunden zusammenkommen können, die Drittelpausen mitgerechnet.
Um Verletzungen vorzubeugen, ist eine umfassende Schutzausrüstung vorgeschrieben.
Da finden wir in der Bibel eine ganz tolle Anleitung. Paulus schreibt über die Waffenrüstung Gottes in Epheser 6, 11-17: Zieht an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr bestehen könnt gegen die listigen Anschläge des Teufels. Denn wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen, sondern mit Mächtigen und Gewaltigen, nämlich mit den Herren der Welt, die in dieser Finsternis herrschen, mit den bösen Geistern unter dem Himmel. Deshalb ergreift die Waffenrüstung Gottes, damit ihr an dem bösen Tag Widerstand leisten und alles überwinden und das Feld behalten könnt. So steht nun fest, umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit und angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit und an den Beinen gestiefelt, bereit einzutreten für das Evangelium des Friedens. Vor allen Dingen aber ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr auslöschen könnt alle feurigen Pfeile des Bösen, und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes.
Die Eishockeyspieler haben einiges an Schutzkleidung zu tragen. Das wiegt natürlich auch, beim Torwart kann das bis zu 20 kg ausmachen.
Vorgeschrieben ist ein Nacken- und Kehlkopfschutz, den will ich jetzt mal mit dem Gürtel gleichsetzen. Das ist die Wahrheit, die wir aussprechen dürfen und sollen. Sie schützt uns vor der Lüge, vor Nackenschlägen, vor Rückschlägen.
Dazu kommt der Schulter- und Brustkorbschutz, beim Torhüter sind auch noch Beinschoner vorgeschrieben. Das ist der Panzer der Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit, die uns hilft gegen Voreingenommenheit und Unsachlichkeit.
Die Spieler tragen einen speziellen Eishockey-Schlittschuh, das ist der Stiefel, den Paulus mit dem Evangelium des Friedens gleichsetzt. Mit dem Schlittschuh erreicht der Eishockeyspieler eine Spitzengeschwindigkeit, zeitweise schneller als ein Eisschnellläufer – hättet Ihr das gewusst? Wir dürfen den Frieden hinaustragen in die Welt, je schneller, desto besser.
Dann gehören zur Ausrüstung noch die Handschuhe, beim Torwart der Blockerhandschuh mit Schutzplatte und ein Fanghandschuh. Das ist der Schild des Glaubens, mit dem kann der Torwart den Angriff viel besser abwehren als mit einem gewöhnlichen Handschuh.
Der Kopf wird geschützt durch einen Helm mit Helmvisier, der Torhüter trägt einen Helm mit Gesichtsmaske, sowie Mund- und Zahnschutz. Das nennt Paulus den Helm des Heils, Schutz vor Schlägen, Schutz vor Steinschlag von oben, Schutz bei einem Sturz, der auch bei uns in der Gemeinde nicht unmöglich ist.
Und der Schläger (Stock) des Spielers – das ist das Schwert, der Geist, das Wort Gottes. Es schlägt im wahrsten Sinne des Wortes, und es trifft oft auch.
Ein Team muss einen Kapitän und zwei Assistenten bestimmen. Das sind der Bezirkslaienvertreter und die Laienprediger. Sie sollen die Mannschaft entsprechend motivieren, Vorbild sein und auch mal mit dem Schiedsrichter über die Regelauslegung diskutieren. Keiner der Mannschaft darf das sonst, sonst gibt es eine Strafe für Schiedsrichterkritik.
Strafen gibt es verschiedene. Meist werden sie ausgesprochen, wenn es gewalttätig zugeht auf dem Eis. Die Gewalttaten sind: Behinderung, Beinstellen, Hoher Stock, Haken, Angriff gegen das Knie, Stockschlag, Stockstich, Stockendstoß, Bandencheck, Cross-Check (auch Stock-Check), Check von hinten, Check gegen den Kopf, Ellbogencheck, Übertriebene Härte und Unerlaubter Körperangriff. Manchmal sind Verletzungen die Folge.
Wenn ich das so vorlese, was fällt euch da ein, was in der Gemeinde dazu passen würde? Jede Art von Angriff auf einen anderen, egal ob verbal, durch Gedanken oder durch Taten. Es muss kein Schlag sein, um weh zu tun. Worte sind manchmal viel wirksamer. Und sie tun oft auch viel länger weh.
Dann gibt es noch andere Vergehen, die nicht so gewalttätig sind aber auch bestraft werden: Spielverzögerung (z.B. absichtliches Verschieben des Tores oder das Herausschießen des Pucks), unkorrekte Ausrüstung (z.B. Spielen mit gebrochenem Stock oder Spielen ohne Helm), zu viele Spieler auf dem Eis (Wechselfehler) und Unsportliches Verhalten (z.B. bei Schwalben).
Wird gegen den Torwart eine Strafe ausgesprochen, sitzt diese einer der Spieler ab, der zum Zeitpunkt des Vergehens auf dem Eis war. Ein besseres Beispiel für das Abbüßen einer verdienten Strafe durch einen Unschuldigen gibt es meiner Meinung nach nicht. Auch wir haben uns der verschiedensten Vergehen schuldig gemacht, und gebüßt hat für uns ein anderer.
Ich komme nun zu den einzelnen Begriffen:
– Bully – der Beginn des Spiels und nach jedem Abpfiff von neuem. Zwei Spieler stehen sich gegenüber, und wer hat den besseren Start? Das ist oft entscheidend für das weitere Spiel. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ gibt es ein Sprichwort. Schnell sein lohnt sich manchmal. Auch im Gemeindeleben. Wo es angebracht ist.
– Icing – unerlaubter Weitschuss. Hier hat ein Spieler übers Ziel hinausgeschossen. Im Eifer des Gefechts kann das schon mal passieren, ein Gemeindemitglied schießt übers Ziel hinaus, obwohl es alles gut gemeint hatte. Dann wird zurückgepfiffen.
– Abseits und Torraumabseits – hier ist ein Spieler zu weit gelaufen, hat es zu eilig gehabt, konnte nicht warten. Wie oft geht es uns genauso wie diesem Spieler? Wir wollen zu schnell vorwärts, können nicht die Zeit abwarten, sind übereifrig, und damit erweisen wir der Gemeinde – unserem Team – einen Bärendienst.
– Überzahl- und Unterzahlspiel – sitzt einer auf der Strafbank, hat die andere Mannschaft einen Vorteil, nämlich einen Spieler mehr. Wie sieht das in der Gemeinde aus? Ein Bruder oder eine Schwester hat einen Fehler begangen, ist abgekommen vom Weg und fehlt jetzt in der Gemeinde. Und der Böse könnte einen Treffer landen, den genau dieser Bruder vielleicht hätte verhindern können.
– Überzahl- und Unterzahltor – obwohl das Gleichgewicht gestört ist, weil jemand fehlt, kann in dieser Situation trotzdem gekämpft und gesiegt werden.
– Auszeit – Zeit um die Gedanken zu sammeln auf das gemeinsame Ziel, Zeit um die Mannschaft aufzurütteln, wenn sie einzuschlafen droht, Zeit um in die Stille gehen, in sich selbst hineinhorchen – das braucht wirklich jeder Mensch. Einfach mal wieder Kraft tanken für die neuen Aufgaben, Begegnungen, auch unangenehme Dinge. Und danke sagen.
– Strafschuss – so was wie Elfmeter beim Fußball. Das ist nun das direkte Duell zwischen einem Spieler und dem Torwart. Der eine will auf alle Fälle treffen, der andere will es auf alle Fälle verhindern. Wo ist denn da die Parallele zur Gemeinde? Im Streitgespräch unter vier Augen.
– Empty net Goal – ENG – da hat es die Mannschaft relativ leicht ein Tor zu schießen, wenn kein Torwart drin steht. Keiner, der noch bremsen kann. Kein Hindernis vor dem begehrten Treffer.
Was passiert denn nun, wenn nach der regulären Spielzeit keiner gewonnen hat, sondern Unentschieden ist? Dann geht’s in die Verlängerung. Und nach der Verlängerung das Penaltyschießen, wie beim 11-Meter-Schießen im Fußball. So lange bis ein Sieger feststeht – denn es kann nur einen geben!
Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt.