Eine Bleibe für mich

SAMSUNG CAMERA PICTURESEine Bleibe für mich

Wieder einmal habe ich einen Spruch im WWW gefunden, der mich stark berührt hat. Wieder einmal war es facebook. Mag man eine Meinung haben zum WWW oder speziell zu facebook, für mich ist es ein unerschöpflicher Quell neuer Ideen und Anregungen. Der Spruch, um den es diesmal geht, lautet:

Bleiben werde ich da, wo jemand auf mich wartet, wo ich Fehler machen darf, wo ich Raum zum Träumen habe, wo ich gestreichelt werde, wo ich geradeaus reden kann, wo immer ein Platz für mich ist, wo ich ohne Maske herumlaufen kann, wo jemand sich meine Sorgen anhört, wo ich still sein darf, wo ich ernst genommen werden, wo ich auch mal nichts tun darf und auch mal ausflippen darf und auch mal weinen kann. Ja dort, werde ich mich wohl fühlen, und wenn ich all das machen kann, dann kann ich endlich sagen, ich bin angekommen…“ Unbekannt

Bleiben werde ich da —
Jeder Mensch träumt davon, eine Bleibe zu haben. Ganz gleich, ob er in seiner Heimat lebt oder ob er uferlos, wurzellos, heimatlos durch die Weltgeschichte treibt. Ganz gleich, ob er an dem Ort, an dem er lebt, geboren und aufgewachsen ist oder ob er als Flüchtling wie Treibsand irgendwo gestrandet ist. Jeder Mensch möchte einen Ort haben, den er seine Bleibe nennen kann.

Wo jemand auf mich wartet…
Das ist ein gutes Gefühl – erwartet zu werden. Wissen, dass jemand da ist, der meine Ankunft herbeisehnt. Wissen, dass ich jemanden kenne, der die Minuten zählt, bis ich da bin. Wissen, dass dieser Jemand nur auf mich alleine wartet. Es ist ein super gutes Gefühl, dies zu wissen und zu spüren: Da ist jemand, der mich, nur mich, die Christine, begrüßen will bei meiner Ankunft.

Wo ich Fehler machen darf…
In unserer heutigen Zeit ist es fast ein Verbrechen, Fehler zu begehen. Umso mehr erhofft man sich einen Ort, an dem ein Fehler eben das ist, was er ist: Ein Fehler – nicht mehr und nicht weniger. Einen Fehler zu begehen, sollte menschlich sein dürfen. Einen Fehler zu begehen, sollte nicht in einer Katastrophe enden. Einen Fehler zu begehen, sollte entschuldbar sein dürfen.

Wo ich Raum zum Träumen habe…
Manche Menschen sind Träumer, das gebe ich zu. Doch ich denke, jeder Mensch hat gewisse Träume, Wünsche, Vorstellungen, wie sein Leben sein kann. Wer nicht mehr träumt, hat aufgehört zu leben, habe ich mal gehört.

Wo ich gestreichelt werde…
Zärtlichkeit gehört zum Leben wie das Atmen oder das Essen und Trinken. Zärtlichkeit, Berührung durch einen anderen Menschen ist notwendig, wenn wir uns als Mensch fühlen wollen. Die Berührung durch einen anderen Menschen kann heilsamer sein als manches Medikament.

Wo ich geradeaus reden kann…
Wie gut ist es, wenn ich reden kann, wie mir ums Herz ist oder wie „mir der Schnabel gewachsen ist“…ich kann sicher sein, mein Gegenüber versteht mich, auch wenn ich mal stottere oder nicht die rechten Worte fine.

Wo immer ein Platz für mich ist…
Als Kinder sangen wir ein Lied „Im Himmel ist ein Plätzchen für dich, für mich…“ Ich habe da immer an ein Plätzchen zum Essen gedacht, die Verkleinerungsform für den Platz wurde mir erst viel später klar. Aber Jesus hat gesagt: „In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen!“ Und glücklich ist der zu nennen, der weiß, dass eine Wohnung für ihn bereit ist.

Wo ich ohne Maske herumlaufen kann…
Wir setzen so gerne Masken auf, nur damit wir ja gut angesehen sind. Aber es ist besser, sein wahres Gesicht zu zeigen. Wer immer nur Masken trägt, belügt am Ende sich selbst. Und trotzdem kommt es irgendwann ans Licht. Also warum nicht gleich der sein, der man wirklich ist?

Wo jemand sich meine Sorgen anhört…
Heutzutage ist es ein großes Dilemma der Menschen, dass sie niemanden haben, der mal richtig zuhört. Einen Menschen, der wirklich interessiert ist an dem, was mich bewegt. Einen Menschen, der mich nicht beiseiteschiebt, weil er andere, wichtigere Dinge zu erledigen hat. Einen Menschen, dem ich alles anvertrauen kann und bei dem alles gut aufgehoben ist. Das ist ein Traum, der sich erfüllen kann.

Wo ich still sein darf…
In unserer lauten Welt ist es eine Ausnahme still zu sein. Wer still ist, den hört man nicht. Nur laute Laute werden gehört. So ist doch die Prämisse heute. Doch was, wenn ich einfach mal die Stille brauche? Jeder Mensch benötigt mal eine stille Zeit. Zeit, abzuschalten, Zeit, umzuschalten, Zeit, sich einzustimmen auf neue Situationen, Zeit, sich einzustellen auf die Anforderungen, die nicht weniger werden, Zeit, Kraft zu tanken. Auch Jesus ist regelmäßig in die Stille gegangen, um zu fasten, zu beten, mit seinem himmlischen Vater zu sprechen und neue Kraft zu schöpfen.

Wo ich ernst genommen werde…
Jeder Mensch möchte ernst genommen werden. Doch ehrlich gesagt: Wer nimmt sein Gegenüber wirklich noch ernst? Wie oft wird der andere nur noch belächelt, vor allem, wenn er anders ist.

Wo ich auch mal nichts tun darf…
Nichtstun ist in unserer Gesellschaft verpönt. Wir sind eine Leistungsgesellschaft, da muss man immer und überall in Action sein. Stillstand bedeutet Rückgang, so haben wir mal gelernt. Und wer nichts tut, schafft nichts. Dabei ist Nichtstun bzw. ein gesundes Verhältnis zwischen Tun und Nichtstun lebensnotwendig.

Und auch mal ausflippen darf…
Irgendwann ist es wohl jedem zu viel. Irgendwann könnte man einfach mal die Flinte ins Korn werfen oder alle Sachen in die Ecke schmeißen. Irgendwann dreht wohl jeder mal am Rad. Alle diese Metaphern bedeuten nichts anderes als „Irgendwann flippt jeder mal aus…“ Und dann tut es gut an einem Ort zu sein, an dem es kein Verbrechen ist, mal auszuflippen. Dann tut es gut jemanden an der Seite zu wissen, der es versteht. Dann tut es gut, zu dürfen…

Und auch mal weinen kann…
Auch Weinen gehört zum Leben. „Die Träne ist die Sprache der Seele und die Stimme des Gefühls.“ Hat ein Mann namens Filippo Pananti mal gesagt. Und Weinen kann unheimlich gut tun. Einfach mal rauslassen, was in einem tobt und brodelt.

Ja, dort werde ich mich wohl fühlen…

Und wenn ich all das machen kann, dann kann ich endlich sagen, ich bin angekommen…

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