Abraham – der Urvater des Glaubens

Aussendung des Abraham – Litzenburger

Abraham – der Urvater des Glaubens

Für diese Andacht habe ich das Buch „Voller Hoffnung“, Strube-Verlag München, genutzt. Darin ist auf Seite 168 das Bild „Aussendung des Abraham“ von Roland Peter Litzenburger abgedruckt.

Was wir vor uns sehen, ist ein Bild, das deutlich in zwei Hälften geteilt ist. Links, schon in der Ferne, liegt eine Stadt. Die rechte Bildhälfte wird dagegen ausgefüllt durch die hochaufragende Gestalt eines Wanderers, die sich aus dem Bild hinauswendet.

Nicht eine einzige Straße oder wenigstens ein Pfad führen hinüber und herüber, nur ein paar Fäden hängen leicht und locker in der Luft. Wir können nur ahnen, dass der Wanderer aus dieser Stadt kommt und alles hinter sich gelassen hat, was ihn mit dieser Stadt verbindet.

Der Bildaufbau ist Teil der Botschaft des Künstlers. Er unternimmt es darzustellen, wie Abraham aus dem Glauben lebt (Römer 4,16).

Und der Herr sprach zu Abraham: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein.
1. Mose 12,1.2

Litzenburger gelingt es, die wichtigste Lebensentscheidung Abrahams auf den entscheidenden Punkt zu verdichten. Da liegt die Stadt – Haran -, der Lebensraum seiner Väter und seiner Herkunftsfamilie.

Der hohe Turm weist sie als eine bedeutsame Stadt in der Hochkultur des Zweistromlandes aus. Doch nun wird Abraham seine Lebensweise radikal verändern: Zelte statt Steinbauten, Einsamkeit statt Geselligkeit, einfaches Leben statt Luxus, die Gefahren des offenen Landes statt der Geborgenheit am heimischen Herd, Neuland statt bekanntem Terrain. Unterwegs sein als Kulturschock!

Die Stadt verschwindet langsam im Horizont. Bindungen brechen. Federleichte Striche deuten an, wie sie in sich zusammenfallen. Kontaktversuche gehen ins Leere. Kontakte, die man nicht pflegt und nicht mehr pflegen kann, enden, oft unter Schmerzen. Aber es führt kein Weg zurück!

Die linke Bildhälfte gehört ganz der Vergangenheit. Von dort kommt der Wanderer und in seinem Herzen wird er nie ganz davon loskommen. So radikal die Aufforderung Gottes an Abraham auch ist, aus Vaterland, Verwandtschaft und Vaterhaus auszuziehen, alles hinter sich zu lassen und in eine neue Zukunft zu investieren, viele Erinnerungen wird Abraham mitnehmen.

Erinnerungen und Wertvorstellungen bleiben ihm als wertvoller Besitz, als Maßstab und als sittliche Grundlage seines Gewissen. Unsere Vergangenheit ist immer ein Teil unserer Geschichte und wie wir damit umgehen, ist entscheidend dafür, wie wir leben.

So frei und offen die Stadt in der Ferne liegt, so dicht zeichnet Litzenburger die rechte Seite des Bildes. Als liefe Abraham gegen eine Mauer! Da steht er, seine tatkräftige Hand umfasst den Wanderstab, seine Augen sind weit offen, seine Gesichtszüge gespannt.

Er wirkt entschlossen, er wirft keinen Blick zurück, aber vor ihm ist es dunkel, absolut dunkel! Vor ihm liegt nicht eine wunderbare Perspektive idyllisch im Sonnenlicht, sondern bereits unmittelbar vor ihm beginnt das Wagnis des Vertrauens. Schon der nächste Schritt ist Risiko.

Der Bildaufbau erinnert an Grundregeln aus dem Fotografielehrbuch: „Wenn Sie eine Person fotografieren, die durch das Bild geht, lautet die Regel, dass man vor ihr mehr Platz lassen sollte als hinter ihr, so dass Raum für die Bewegung bleibt.

Sie können aber auch spannungsreiche Bilder machen, die in genau entgegengesetzter Weise zusammengestellt sind, wobei sich die Person aus dem Rahmen bewegt. Sehen Sie sorgfältig hin, denken Sie an das, was Sie aussagen möchten.“

Was also will der Künstler aussagen, wenn er von der Grundregel abweicht und damit ein „spannungsreiches Bild“ schafft? Diese Geschichte ist am Bildrand nicht zu Ende, eigentlich beginnt sie erst dort!

Aber die Sicht auf die weitere Entwicklung, wie sie die Bibel erzählt und wie sie uns deshalb vertraut ist, bleibt Abraham selbst verstellt. Da ist gar kein Raum für „eine Bewegung nach vorn“ erkennbar.

Abraham bleibt trotzdem nicht stehen, sein abgewinkeltes Bein zeigt, dass er vorwärts geht und seinen nächsten Schritt in die Zukunft setzt. „Geh“ lautet der Befehl. Und er setzt Fuß vor Fuß, mit den hellen, wachen Augen den Horizont abtastend.

Kein Klagelaut, allerdings auch kein Freudenschrei kommt ihm über die Lippen. Abraham bleibt realistisch. Er kennt das Risiko eines Lebens auf der Wanderschaft. Er hat nur eine Zukunft mit Gott und er lässt sich darauf ein.

Was heißt das: aus dem Glauben leben? Dafür ist Abraham ein Beispiel und sein Vorbild durchzieht das Alte wie das Neue Testament. Abraham war kein Glaubensheld ohne Niederlagen, ohne Versagen, ohne Fehler und ohne Dummheiten.

So entschieden war sein Gang auch nicht immer. Mühevolles Weiterschleppen von einem Lagerplatz zum andern gehörte zu seinem Leben und es hat viele Situationen gegeben, in denen er Gott überhaupt nicht verstand. Aber sein Blick war immer nach vorn gerichtet. Wichtiger als sein Wanderstab war der Antrieb der Verheißung. Diese Verheißung stützt ihn und trägt ihn vorwärts.

„Glauben bedeutet nicht, fertige Antworten zu haben, von glatten Lösungen zu wissen. Glauben ist nach der Bibel ein Sich-festmachen, heißt Stand-Fassen in Jahwe. ER stützt. ER gibt die Richtung an.“ Josef Bill

Es geht bei Gott nicht um die „schönen Momente“, sondern um eine Lebensstrategie, die trägt, auch in den dunklen Zeiten, selbst dann, wenn wir an den Rand gedrängt werden. Nichts im Leben war bei Abraham Zufall, Schicksal, Glück oder Pech.

Abraham hat auf Gott gehört, er hat ihn erfahren und sich an ihn gebunden, um von anderen Bindungen frei zu werden. Ein Leben im Glauben kann, wir sehen das bei Abraham, bedeuten, auf sein Geheiß alle Zelte abzubauen und zu gehen.

Als Abschluss ein Gedicht aus China:

Ich sagte zu dem Engel,
der an der Pforte des neuen Jahres stand:
Gib mir ein Licht,
damit ich sicheren Fußes
der Ungewissheit entgegen gehen kann!
Aber er antwortete:
Geh nur hin in die Dunkelheit
und lege deine Hand in die Hand Gottes!
Das ist besser als ein Licht
und sicherer als ein bekannter Weg!

Wir singen Lied 430 aus dem Gesangbuch der EmK „Abraham, Abraham“

Lasst uns beten:

Danke, Vater, dass du uns befähigst, auch mal neue Wege zu gehen. Danke, dass wir wissen dürfen, du gehst mit. Auch wenn wir manchmal nicht wissen, wie der nächste oder der übernächste Schritt aussehen wird. Lass uns wie Abraham vertrauen. Und lass uns wie Abraham gesegnet sein, damit wir Segen werden dürfen. Amen.

Zum Segen erheben wir uns:

Er segne Deine Füße und die Wege, die Du gehst, damit er Dein Weg sei.
Er segne Deine Hände und die Arbeit, die Du tust, damit er Dein Werk sei.
Er segne Deinen Mund und Deine Stimme, damit er Dein Wort sei.
Er segne Deine Ohren und Deine innere Offenheit, damit Du den Klang seiner Stimme hörst.
Er segne Deine Augen und die Bilder in Dir und um Dich herum, damit Du ihn erkennst, der Dein Licht ist.
Er segne Deinen Verstand und Deine Einsichten, damit Deine Klarheit Dir und anderen Sicherheit gibt.
Er segne Dein Herz mit der Gnade, dass er in Dir sei und Du in ihm.
So sei gesegnet, um selbst Gottes Segen zu sein. Amen

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