Wortspielereien 20 – verlottert und verluthert
Dieses Wortspiel habe ich neulich im Prediger-Seminar gehört.
Da ich aus einer Freikirche stamme, ist Luther nicht unbedingt unser Non-plus-ultra. Und doch – wenn es diesen Mann nicht gegeben hätte, wenn dieser Mann nicht durch ein Wort in der Bibel besonders angesprochen worden wäre, wenn dieser Mann nicht die Bibel ins Deutsche übersetzt hätte, wenn dieser Mann nicht die 95 Thesen an die Wittenberger Kirchentür angeschlagen und damit die Reformation ausgelöst hätte, gäbe es meine Kirche auch nicht. Sind doch die Freikirchen aus den protestantischen Kirchen entstanden.
So gesehen sind wir Freikirchen doch alle ein bisschen verluthert. Und die Luther-Bibel ist auch in den Freikirchen eine immer noch übliche Lektüre, auch wenn neuere Übersetzungen ebenfalls gebräuchlich sind.
Was ich an Luther besonders schätze, ist seine Nähe zum Volk und zu dessen Ausdrucksweise. „Man muss dem Volk aufs Maul schauen“, das war seine Devise, und nach dieser handelte Martin auch. Ihm war es ein Dorn im Auge, dass die Hochwohllöblichen Gemeindeväter, sprich die Priester, über die Köpfe ihrer Schäflein hinweg die Messen in Lateinisch hielten. Kein Mensch verstand, was sie sagten – womöglich nicht einmal sie selbst. Doch Luther schuf ein Werk, das Geschichte schreiben sollte – die Bibel in deutscher Sprache. Für jeden, der lesen konnte, war nun die Möglichkeit, sich selbst in der Heiligen Schrift Antworten zu suchen. Schwierig war allerdings, eine Bibel in deutscher Sprache zu erwerben. Die Buchdruckerkunst war zwar dank Johannes Gutenberg schon erfunden, steckte jedoch noch in den Kinderschuhen.
Doch der Siegeszug der deutschsprachigen Bibel war nicht mehr aufzuhalten – Luther, nein besser Gott sei Dank. Und da macht es nichts, wenn ich nebenbei auch ein bisschen verlottert auftrete.